Zwei Tage im Zeichen des digitalen Humanismus.

NEW BUSINESS - NR. 1, JÄNNER 2024
Die Digital Days am 20. und 21. November 2023 lockten mehr als 1.100 Besucher­:innen zum ­regen Austausch ins Technische Museum Wien. © DigitalCity Wien/Clemens Schmiedbauer

Bei den Workshops und Paneldiskussionen der Digital Days 2023 drehte sich alles um den digitalen Humanismus. 1.100 Besucher:innen interessierten sich dafür.

Wie muss man Digitalisierung und Transformationsprozesse gestalten, damit sie einen echten Nutzen für die Bevölkerung bringen, und Vertrauen und Teilhabe in der Gesellschaft erhalten werden? Wie kann Demokratie funktionieren, wenn durch Fake News und Desinformation die gemeinsame Diskussionsgrundlage abhanden kommt? Diesen Fragen widmeten sich die Digital Days, die am 20. und 21. November 2023 in Technischen Museum Wien über die Bühne gingen.

Dabei war der „Digitale Humanismus in Action“ der thematische Dreh- und Angelpunkt der zweitägigen Veranstaltung. Workshops für Schüler:in­nen, Paneldiskussionen mit Expert:innen aus der Stadt Wien, der Digitalwirtschaft sowie mit internationalen Gästen sowie Austauschformate für das Fachpublikum lockten mehr als 1.100 Besucher­:innen ins Technische Museum Wien. Feierlicher Abschluss war die Verleihung des Hedy Lamarr Preises der Stadt Wien an Maria Eichlseder von der TU Graz.

Vertrauen als Schlüsselfaktor bei ­Digitalisierung
Die Keynote zur Eröffnung hielt Puls4-Infochefin Corinna Milborn. Anhand aktueller Beispiele legte sie dar, wie nach den Prinzipien der Aufmerksamkeitsökonomie gezielt Desinformationen gestreut werden, um Verwirrung, Misstrauen und Ärger zu stiften. „Vertrauen ist die Währung zwischen Stadtverwaltung und Bürgerinnen und Bürgern“, stellte der stellvertretende Magistratsdirektor Wolfgang Müller in seinen Eröffnungsworten fest und betonte die Bedeutung von Training der Mitar­bei­ter:in­nen im Umgang mit KI.

Andreas Németh, der CIO der Stadt Zürich, brachte eine internationale Perspektive ein und forderte, dass „Systeme, die zu den Bedürfnissen der Menschen passen“ geschaffen werden müssen. Als Vehikel zu mehr „Transparenz und Vertrauen für die Bürger“ sollten „offene Standards“ etabliert werden. Klemens Himpele, CIO der Stadt Wien, resümierte: „Eine riesige Transformation der Städte braucht Akzeptanz.“

Von KI in der Medizin zu Satelliten­daten für klimaneutrale Städte
In der Session „Künstliche Intelligenz in Medizin und Gesundheit“ wurden innovative KI-Lösungen aus Wien und die Chancen des Wiener Wissens- und Wirtschaftsstandortes vorgestellt. Diskutiert wurden aktuelle technologische Fortschritte im Bereich der Sprachmodelle oder neueste Formen der Bilderkennung, die in der Medizin eingesetzt werden können. Konkrete medizinische Anwendungsbereiche, aber auch rechtlichen Rahmenbedingungen zur Handhabung von Patientendaten und deren Transparenz wurden erörtert. 

Abseits der Hauptbühne luden auf der Digistreet über 30 Aussteller:innen aus Bildung, Stadt, Forschung und Digitalwirtschaft mit ihren verschiedenen Projekten zum Eintauchen in die Welt des Digitalen Humanismus ein. Schüler:in­nen konnten in Workshops etwa mit Coding oder 3D-Druck experimentieren. Und in einem Workshop zur Nutzung von Satellitendaten wurde das Innovationslabor GeodatKlim vorgestellt, in dem neue Möglichkeiten für Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Politik entwickelt werden, um datenbasierte Entscheidungsgrundlagen zu schaffen und innovative Lösungen zu finden. Ziel des Workshops war es, den Austausch zwischen Stadt, Wirtschaft und Wissenschaft zu fördern und Potenziale für die städtische Nutzung von Geodaten aufzudecken.

Digitale Agenda als Leitstrategie
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der digitalen Agenda der Stadt Wien sowie der praktischen Umsetzung des digitalen Humanismus in der Stadt Wien. Klemens Himpele, der CIO der Stadt Wien, erläuterte die neu gestaltete Digitale Agenda 2030 der Stadt Wien in ihrer Entstehung, strategischen Ausrichtung und konkreten Zielsetzung. Digitalisierung sei dabei nie Selbstzweck, sondern müsse immer das Leben der Menschen verbessern. Die großen Herausforderungen der Zukunft müssten gemeinsam gedacht werden: „Die Klimatransformation muss erfolgreich sein“, so Himpele. Ein Schlüsselelement, um dieses Ziel zu erreichen, stellen Digitalisierungsprozesse dar.

Danach zeigten Showcases der Stadt Wien, wie der digitale Humanismus in der Stadt bereits umgesetzt wird: Die Spannweite reichte von klimarelevanten Projekten wie einem digitalen Hitzemonitoring über das Mobile Mapping mit KI (digitales Abbild des öffentlichen Raums) bis hin zur Bürger:innen-Beteiligungsplattform mitgestalten.wien.gv.at.

Am Nachmittag kamen in der Session „Tech4People 2023 – Prämierte Technologien und Förderprojekte“ Vertreter:in­nen der Wirtschaft zu Wort. Vertrete­r:in­nen der Siegerprojekte wurden geehrt und diskutierten auf der Bühne. Fazit des Fördercalls: Der digitale Humanismus wird als Chance gesehen, um das Wohlergehen der Bürger:innen zu verbessern.

Auszeichnungen für Mädchen und Frauen in der IT
In der Session „She.Digital und die Zukunft der Digital Skills: Breaking the Binary Code!“ ging es um den Aufschwung der IT-Wirtschaft, der jedoch durch einen anhaltenden Fachkräftemangel behindert wird. Die Diskussion konzentrierte sich auch auf die bestehende Geschlechterungleichheit in der Branche und erkundete Qualifikationen sowie Initiativen, die dazu beitragen sollen, Frauen für MINT-Fächer und eine Karriere in der IT und Digitalisierung zu gewinnen und mögliche Hindernisse auf dem Weg in das Berufsfeld zu entfernen.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die Siegerinnen des Digital Girls Hackathon Wien, bei dem 44 Schülerinnen Computerspiele programmierten, geehrt und der mit 10.000 Euro dotierte Hedy Lamarr Preis an Maria Eichlseder (TU Graz) vergeben. Die Stadt Wien verleiht den Hedy Lamarr Preis jedes Jahr gemeinsam mit der DigitalCity.Wien und UIV Urban Innovation Vienna, um große Leistungen von Frauen in der 
IT zu hervorzuheben und junge Frauen für eine Karriere in der Branche zu ­motivieren. (BS)