Der IWF hat seine Daten für die Eurozone aktualisiert © APA - Austria Presse Agentur

Der Internationale Währungsfonds hat seine Konjunkturprognose für die Eurozone für heuer angehoben. Die Wirtschaft in der Währungsunion werde 2021 um 5,0 Prozent statt wie im Juli prognostiziert um 4,6 Prozent zulegen, teilte der IWF am Dienstag mit. Grund für die bessere Prognose ist ein höheres Wachstum in Frankreich und Italien. Für Österreich erwartet der IWF heuer 3,9 Prozent und 2022 4,5 Prozent, im April ging der IWF noch von 3,5 und 4,0 Prozent aus.

Eurogruppen-Chef Paschal Donohoe, der an der Herbsttagung von IWF und Weltbank teilnahm, sprach von einem "harten ersten Quartal" angesichts der Coronapandemie. Dann habe sich die Wirtschaft in der Eurozone wieder stark erholt, da sich die Einschränkungen geändert hätten. "Am Ende des Jahres werden wir eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau sehen", sagte Donohoe.

Für 2022 beließ der IWF seine Prognose bei 4,3 Prozent Wachstum in der Eurozone. Die Weltwirtschaft insgesamt dürfte laut IWF heuer um 5,9 Prozent zulegen und im kommenden Jahr um 4,9 Prozent. Die Werte sind nahezu unverändert zur vorherigen Prognose. Die Erholung der Weltwirtschaft von der Coronavirus-Krise setzt sich somit zwar fort, verliert aber etwas an Kraft.

"Insgesamt haben sich die Risiken für die wirtschaftlichen Perspektiven erhöht", hieß es im Weltwirtschaftsausblick, mit dem die IWF-Herbsttagung eingeläutet wurde. Als Beispiele wurden Lieferkettenprobleme und die anziehende Inflation genannt. In vielen Entwicklungsländern verhindert die Pandemie eine Rückkehr zur Normalität. Der Ausblick für ärmere Staaten sei deutlich düsterer geworden.

Der IWF warnte erneut vor riesigen Unterschieden bei der Erholung der Konjunktur. Das liege vor allem am Impffortschritt und den Staatshilfen für Unternehmen und Haushalte. In reicheren Ländern seien bereits knapp 60 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen Covid geimpft, in ärmeren Staaten dagegen erst vier Prozent. Priorität müsse deswegen haben, Coronamutationen zu verhindern und Impfstoff in alle Länder zu bringen.

Im Coronajahr 2020 war die Weltwirtschaft um 3,1 Prozent geschrumpft. Für 2021 werden vor allem die Perspektiven für die USA, aber auch Deutschland, Spanien und Japan nicht mehr so rosig eingeschätzt. Lieferengpässe - etwa bei Halbleitern - sind dabei in den USA und Deutschland ein wichtiger Grund, in Japan wirkt sich der monatelange Ausnahmezustand in Folge von Corona-Rekordinfektionen negativ aus. Nach 2022 geht der IWF wieder von normaleren Wachstumsraten aus - mittelfristig etwa 3,3 Prozent.

Für die USA rechnet der IWF 2021 noch mit einem Wachstum von 6,0 Prozent, ein ganzer Punkt weniger als bisher. 2022 dürfte es ein Plus von 5,2 Prozent geben. Für Deutschland gehen die Experten von Zuwächsen von 3,1 und 4,6 Prozent aus. Damit wurde die Prognose für heuer um 0,5 Punkte gesenkt, für 2022 aber um diese Größenordnung erhöht. Die Erholung verschiebt sich also stärker in das nächste Jahr. China bleibt ein Zugpferd der Weltwirtschaft. Hier werden Wachstumsraten von 8,0 und 5,6 Prozent erwartet - in beiden Fällen ein Tick weniger als im Juli geschätzt.

Die zuletzt deutlich angezogenen Teuerungsraten gehen laut IWF auf mehrere Faktoren zurück. Beispielsweise sind durch die Pandemie Angebot und Nachfrage in vielen Branchen nicht mehr im Gleichgewicht, Rohstoffpreise und Energiekosten ziehen teils sprunghaft an, außerdem sind in der Coronakrise Sonderfaktoren wie in Deutschland die zwischenzeitlich gesenkte Mehrwertsteuer mittlerweile ausgelaufen. Ärmere Staaten spüren vor allem die deutlich höheren Lebensmittelpreise - sie sind seit Ausbruch der Pandemie um rund 40 Prozent gestiegen. Prognosen zur Inflation seien schwierig, so der IWF. Ende des Jahres sollte aber für die meisten Länder der Höhepunkt erreicht sein. Mitte 2022 sollten wieder Niveaus erreicht werden, die vor der Coronakrise üblich waren. In einigen Schwellen- und Entwicklungsländern dürfte der Preisdruck allerdings auch nächstes Jahr hoch bleiben.

Für Europa prognostiziert der IWF 2021 einen Zuwachs der Verbraucherpreise um 4,2 Prozent, 2022 noch um 3,6 Prozent. Zum Vergleich: Im Coronajahr 2020 gab es in den großen EU-Ländern kaum Inflation. Die Europäische Zentralbank strebt etwa zwei Prozent als idealen Wert für die Wirtschaft an.