In Deutschland besteht die Wahl zwischen herkömmlichen Benzin und E10 © APA - Austria Presse Agentur

An den heimischen Zapfsäulen wird Benzin mit einer Beimischung von fünf Prozent Ethanol abgegeben, in Deutschland hingegen wird als Alternative zum herkömmlichen Benzin auch E10, also Benzin mit zehnprozentigem Ackertreibstoff-Anteil verkauft. Laut dem heimischen Ethanol-Produzenten Agrana wäre ein Umstieg von E5 auf E10 "binnen weniger Monate umsetzbar." Die für E10 benötigte Ethanol-Menge wird bereits seit 2008 in Pischelsdorf (NÖ) produziert, so die Agrana zur APA.

Allerdings werde 60 Prozent der Menge exportiert und Österreich müsse für CO2-Lizenzen bezahlen, weil das produzierte Ethanol nicht im heimischen Benzin genutzt wird, behauptet die Agrana. Sie erinnert daran, dass eine Erhöhung des Biotreibstoffanteils auch im Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen stünde.

Eine Beimischung von zehn Prozent Bioethanol würde einem Bedarf von rund 200.000 Kubikmetern entsprechen, die Agrana produziere aber 250.000 bis 260.000 m3, könne den Bedarf also ohne Kapazitätserhöhung mehr als erfüllen, hatte die Agrana bereits in der Vergangenheit betont.

Im Jänner 2021 hatte Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) die Erhöhung der Beimischung von Bioethanol zu den Treibstoffen zu einem ihrer "Großprojekte" erklärt, vorher müssten aber noch einige Fragen geklärt werden. "Wir haben die forcierte Beimischung ja im Regierungsprogramm stehen. Wir möchten die Umsetzung aber so gestalten, dass wir Risiken und Fehler, die wir in andern Ländern gesehen haben, nicht wiederholen", sagte sie zur "Bauernzeitung".

Sie spielte damit auf Umweltbedenken zur Herkunft der Grundstoffe von Bioethanol an, die Konkurrenz von Teller und Tank und auf Haftungsfragen der Autohersteller. Sie wolle das Thema noch in ihrer Amtszeit abhaken.

Von der Agrana heißt es zur Herkunft der Rohstoffe: Der Zucker-, Fruchtsaft- und Stärkekonzern stelle in der Raffinerie Pischelsdorf zunächst Weizeneiweiß und -stärke her. "Aus den ungenutzt bleibenden Rohstoffbestandteilen werden in der daneben befindlichen Bioethanolanlage als Nebenprodukt Bioethanol und gentechnikfreie Eiweißfuttermittel produziert. Durch differenzierte technische Verfahren wird im Werk ausschließlich Weizen eingesetzt, der sich nicht zur Herstellung für Brot eignet bzw. nicht backfähig ist", so das börsennotierte Unternehmen.

Das Getreide für Pischelsdorf werde in Österreich, der Slowakei, Tschechien und Ungarn bezogen. Der Österreichanteil liegt bei circa einem Drittel, was wiederum vier Prozent der gesamten österreichischen Getreideproduktion entspreche.