Die heimische Papierindustrie hat ein schwieriges Jahr 2023 hinter sich. Umsatz wie auch verkaufte Menge sind stark zurückgegangen. Dennoch wurde mit gut 300 Mio. Euro ein Rekordwert investiert, zu 70 Prozent in die Senkung des CO2-Ausstoßes. Denn zunehmend bestellen Kunden dort, wo das Papier CO2-neutral hergestellt werden kann, sagt die Spitze des Fachverbandes Austropapier. Um da wettbewerbsfähig zu bleiben, brauche die Industrie stabile und verlässliche Rahmenbedingungen.

Die Branche sei am Umstieg auf CO2-neutrale Produktion sehr interessiert, da viele Kunden inzwischen ihre Kaufentscheidung neben dem Preis von der Umweltneutralität des Produktes abhängig machen. Noch schlage der Preis die Sauberkeit der Produktion, "aber in zwei Jahren ist das vorbei", sagte Austropapier-Präsident Martin Zahlbruckner am Montag in Wien bei der Vorstellung der Jahreszahlen der Branche.

Österreichs Papierbranche nutze schon zu zwei Drittel erneuerbare Energie, aber in Skandinavien und Finnland sei die Stromversorgung mit Wasser- und Atomstrom hundert Prozent emissionsfrei. In wenigen Jahren könne die Papierbranche im Norden ganz emissionsfrei produzieren. Während die meisten Länder Europas langfristige Unterstützung für energieintensive Branchen gewähre, habe es dies in Österreich nur einmalig 2022 gegeben. "In der Union kämpfen wir gegen Unternehmen, die dreistelligen Euro-Millionen-Beträge bekommen", so Zahlbruckner. Strompreise in den Nachbarländern Deutschland oder Tschechien seien um 10 bis 15 Prozent niedriger - in Skandinavien koste Strom nur die Hälfte.

Die Papierindustrie erzeuge mehr Energie als sie verbrauche - vor allem als Wärme, dank der 100.000 Haushalte in Österreich mit Fernwärme versorgt werden, sagte Austropapier-Nachhaltigkeitssprecher Sebastian Heinzel. Inzwischen bestehe der Primärrohstoff zu 56 Prozent aus Altpapier, weniger als ein Prozent des Materialeinsatzes falle als Abfall an. Um das Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen seien aber noch massive Investitionen nötig.

Während von der Politik stabile Rahmenbedingungen eingefordert werden, ist die Branche mit dem AIT (Austrian Institute Of Technology) eine Kooperation eingegangen. Das AIT erstellt ein Modell für die kostenoptimale Dekarbonisierung der Produktion in der Papierindustrie - das flexibel auf Unternehmensebene angewendet werden kann, wie AIT-Expertin Veronika Wilk erläuterte.

Es gehe aber nicht nur um Strom. Auch das Erneuerbare-Gase-Gesetz Österreichs sei "eine gute Idee, ... aber wie es heute vorliegt führt es zu extremen inflationären Effekten für Konsumenten und Industrie und muss dringend saniert werden", kritisiert Zahlbruckner.

Dabei will Austropapier ausdrücklich nicht mehr Subventionen fordern. Die Regierung solle aber darlegen, "wie" sie den Umstieg auf saubere Energie gestalten will - etwa wie der Strom erzeugt und über welche Leitungen er verteilt wird. Ganz nebenbei schwebe auch die Gefahr, dass mit Jahreswechsel kein russisches Gas mehr über die Ukraine geliefert wird, wie ein Damoklesschwert über der Papierproduktion. Stabile, langfristige Rahmenbedingungen seien nötig, wenn man bedenke, dass eine neue Papiermaschine eine dreijährige Einschulung der Facharbeiter fordere und dann 20 bis 30 Jahre laufe.

2023 ist der Umsatz der Branche um ein gutes Fünftel auf 4,3 Mrd. Euro gesunken, die Absatzmenge fiel um 12 (Zellstoff) bis 16 Prozent (Papier). Dabei fiel der Absatzrückgang in Österreich deutlich stärker aus als im Rest Europas. Facharbeiter zu finden und einzuschulen sei eine Herausforderung, aber Austropapier-Geschäftsführerin Sigrid Eckhardt hob hervor, dass der Anteil der Frauen unter den Beschäftigten auf 11,3 Prozent, unter den Lehrlingen sogar auf 15,2 Prozent gestiegen sei. Das zeige, dass die Papierindustrie zunehmend eine für Frauen attraktive Branche sei.

(APA)