Christian Knill, Obmann der Metalltechnischen Industrie in der WKÖ © APA - Austria Presse Agentur

Nach einem Produktionsrückgang im abgelaufenen Jahr erwartet die Metalltechnische Industrie auch heuer ein Minus. "Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa und auf den globalen Märkten sind sehr volatil, unser wichtigster Exportmarkt Deutschland schwächelt", sagte Branchenobmann Christian Knill am Dienstag vor Journalisten. 120 Unternehmen haben die "Wettbewerbssicherungsklausel" zur teilweisen Umwandlung der KV-Erhöhung angestrebt, 77 Anträge wurden genehmigt.

Der Produktionswert der rund 1.200 Unternehmen der Metalltechnischen Industrie (FMTI) ging 2023 im Vergleich zum Jahr davor nominell um 2,3 Prozent auf 48,5 Mrd. Euro zurück, inflationsbereinigt betrug das Minus 8 Prozent. Verantwortlich für den Rückgang sei "das zweite Halbjahr", sagte Knill. Die ersten sechs Monate 2023 seien "noch recht gut" gewesen. Der Auftragseingang schrumpfte im abgelaufenen Jahr um 13 Prozent auf 41,2 Mrd. Euro, preisbereinigt waren es minus 18,7 Prozent. Man sei mit "relativ guten Auftragsständen" in das Jahr 2023 gestartet, dann seien die neuen Aufträge aber "deutlich zurückgegangen", so der Branchenobmann. Die Exporte der Metalltechnischen Industrie stiegen um 3,5 Prozent auf 41,9 Mrd. Euro (minus 2,2 Prozent inflationsbereinigt). Die Exporte seien "verantwortlich, dass es nicht schlimmer aussieht". Ein nominelles Exportplus gab es unter anderem nach Deutschland, in die USA und die Schweiz sowie nach China.

Die Mitgliedsunternehmen des Fachverbands Metalltechnische Industrie haben rund 140.000 Beschäftigte (+1,8 Prozent gegenüber 2022). Zu den größten Firmen der Branche zählen unter anderem der Anlagenbauer und Technologiekonzern Andritz, der Seilbahnhersteller Doppelmayr, der Beschlägehersteller Julius Blum und der Kranarmhersteller Palfinger. Zur Metalltechnischen Industrie gehören Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei. 79 Prozent der Firmen sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU), nur 10 der FMTI-Mitglieder sind börsennotiert.

Nach acht Verhandlungsrunden haben sich Ende November 2023 die Arbeitgebervertreter der Metalltechnischen Industrie und die Gewerkschaft auf einen neuen KV-Abschluss geeinigt. Der Abschluss sieht eine durchschnittliche Erhöhung der Löhne und Gehälter um brutto 8,6 Prozent vor. Durch eine Staffelung bekommen die unteren Einkommensbezieher um zehn Prozent mehr. Die Vereinbarung gilt für zwei Jahre, wobei im zweiten Jahr ein Prozent auf die rollierende Inflation draufgeschlagen wird. Vereinbart wurde auch eine "Wettbewerbssicherungsklausel", die von Betrieben mit hoher Personalkostenbelastung beantragt werden können und für den Antrag auch den Jahresabschluss 2022 vorlegen mussten. Bis zu 3 Prozentpunkte der KV-Erhöhung können in Einmalzahlungen und/oder Freizeit umgewandelt werden. Für die Umsetzung der "Wettbewerbssicherungsklausel" muss der jeweilige Betriebsrat zustimmen. Deswegen waren nur 77 von 120 Unternehmensanträgen erfolgreich. Die Anwendung der Klausel betrifft laut Verbandsangaben rund 14.400 Beschäftigte. Die Details der "Wettbewerbssicherungsklausel" für Herbst 2024 bis Herbst 2025 müssen die Sozialpartner noch ausverhandeln. FMTI-Obmann Knill zeigte sich zuversichtlich, eine "flexible Lösung" mit der Gewerkschaft zu finden.

Bei einer aktuellen Umfrage unter 147 Unternehmen der Metalltechnische Industrie meldete für 2023 rund ein Viertel der Firmen ein negatives Betriebsergebnis (EBIT). Der gewichtete Mittelwert beim EBIT belief sich bei den befragten Betrieben auf plus 2,9 Prozent. Der langjährige Durchschnitt liege bei 5 bis 6 Prozent, so der Verbandsobmann. Deutlich gestiegene Energie- und Lohnkosten sowie höhere Rohstoffkosten als vor der Coronapandemie würden die Unternehmen belasten. "Die Inflation in Österreich liegt weiterhin um mehr als 2 Prozent über jener im Euroraum, das führt bei uns zu viel höheren Lohnsteigerungen als es in den Wettbewerbsländern der Fall ist", so Knill. Dadurch verliere die heimische Metalltechnische Industrie im Vergleich zu Mitbewerbern aus Deutschland und der gesamten Eurozone "dramatisch an Wettbewerbsfähigkeit".