OeBFA-Chef Markus Stix und Finanzminister Magnus Brunner © APA - Austria Presse Agentur

Auch Privatanleger haben ab sofort wieder die Möglichkeit, direkt beim Staat Anleihen zu kaufen. Der "Bundesschatz", das neue Geldanlageprodukt des Bundes, kann online unter www.bundesschatz.at gezeichnet werden - allerdings braucht man dafür eine Registrierung bei ID Austria mit Vollfunktion. Bereits ab 100 Euro ist man dabei, Spesen oder Kontoführungsgebühren werden keine verrechnet. Die Zinsen rangieren derzeit - je nach Laufzeit - zwischen 2,50 und 3,50 Prozent.

Der sogenannte Bundesschatz ist als Sparprodukt gedacht, mit dem man beim Bund - also ohne ein Wertpapierdepot bei einer Bank - österreichische Staatsanleihen erwerben kann. Ein solches Produkt gab es bereits früher (ab 2002), es wurde jedoch 2020 angesichts des damaligen Niedrigzinsumfeldes eingestellt.

Man habe bereits vor einigen Monaten mit den Banken Gespräche darüber geführt, dass die steigenden Zinsen an die Sparer weitergegeben werden müssten, sagte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) am Montag bei der Präsentation des neuen Geldanlageproduktes. "Das ist auch ein Grund dafür, warum wir uns entschieden haben als Finanzministerium gemeinsam mit der OeBFA, ein zusätzliches Angebot, ein sicheres Angebot, ein attraktiveres Angebot für die Sparerinnen und Sparer zu schaffen. Eben dafür haben wir den Bundesschatz wiederbelebt."

Er rechne damit, dass auch Banken und Versicherungen nachziehen und ID Austria im Identifikationsprozess nutzen werden, sagte Brunner. Dass man in den Bundesschatz ausschließlich über ID Austria veranlagen kann, hält der Pensionistenverband Österreichs für diskriminierend gegenüber Menschen ohne Internetzugang bzw. ohne Smartphone - das sei auch beim Handwerkerbonus, beim Reparaturbonus und den Förderungen für den Heizungstausch der Fall. "Wir haben nichts gegen die Digitalisierung", sagte der Präsident des Pensionistenverbandes, Peter Kostelka. "Aber sie darf Menschen nicht ausschließen. Es muss immer eine alternative Lösung geben."

Weil beim Bundesschatz direkt beim Bund veranlagt wird, sei auch keine Einlagensicherung nötig, erklärte der Geschäftsführer der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA), Markus Stix. Es handle sich um Österreichs sicherste Geldanlage. "Der Bundesschatz ist ein Wertpapier, begeben vom sichersten Emittenten in Österreich, der Republik selbst." Die Republik stehe mit ihrem gesamten Vermögen dahinter.

"Die Zinssätze der jeweiligen Laufzeiten werden täglich neu festgesetzt und richten sich nach den aktuellen Marktzinsen. Der Zinssatz ist immer für die gesamte gewählte Laufzeit fix, das heißt er kann sich nicht ändern", erklärte Stix. Die Zinsen hängen von der jeweiligen Laufzeit ab und liegen aktuell zwischen 3,50 Prozent p.a. (1 Monat Laufzeit) und 2,50 Prozent p.a. (10 Jahre Laufzeit). Derzeit gibt es am Markt eine inverse Zinskurve, Anleger erhalten also für kurzfristig veranlagte Gelder höhere Zinsen als für langfristige Veranlagungen.

Bei den Laufzeiten können Kundinnen und Kunden zwischen klassischen Bundesschätzen mit den Laufzeiten 1 Monat (3,50 Prozent Zinsen), 12 Monate (3,00 Prozent) und 10 Jahre (2,50 Prozent) wählen. Wer sein Geld besonders nachhaltig veranlagen will, kann grüne Bundesschätze mit 6 Monaten (3,25 Prozent) und 4 Jahren (2,75 Prozent) Laufzeit erwerben. "Bei grünen Bundesschätzen wird im Gegensatz zum klassischen Format das Geld ausschließlich in grüne Projekte investiert", erklärte Brunner. "Hier sind die Mittel zweckgewidmet und dienen ausschließlich der Finanzierung von grünen Ausgaben und Investitionen des Staates, wie etwa dem Ausbau der Schieneninfrastruktur oder der Ermöglichung der grünen Energiewende."

Man kann eine kürzere Laufzeit mit höherer Verzinsung wählen und dann unmittelbar vor Ende der Laufzeit online entscheiden, ob man sich das Geld auszahlen lässt oder neuerlich veranlagt.

An seinem Plan für eine KESt-Befreiung (Kapitalertragsteuer) mit Behaltefrist hält Brunner nach wie vor fest. "Ich kämpfe immer noch bis zum letzten Tag für die KESt-Befreiung beim Vorsorgedepot. Nach einer gewissen Behaltefrist könnte man natürlich hier auch überlegen und den Bundesschatz auch in ein Gesamtpaket einbringen. Auch mit grünen Produkten könnte man es kombinieren beispielsweise." Im Parlament habe er noch keine Mehrheit dafür, obwohl man den Skeptikern entgegengekommen und das Konzept mehrmals angepasst habe. Bei der Behaltefrist sei man jetzt bei zehn Jahren, "das hat jetzt nichts mehr mit Spekulation zu tun".