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Marcus Schellerer, Geschäftsführer Rittal Österreich © Rittal

Marcus Schellerer, Geschäftsführer von Rittal Österreich, will Mehrwert und Nutzen für seine Kunden kreieren sowie den Produktionsstandort Österreich stärken. Dazu setzt sein Unternehmen auf...

...eine neue Business Unit, Technologienetzwerke und Digitalisierung.

Die Smart Automation wurde vorerst auf Herbst verschoben. Was wäre jetzt aktuell von Rittal in Linz zu sehen?
Leider kein Elektromotorrad, obwohl sich Rittal mit der neugegründeten Business Unit Energie & Power Solutions dem Thema voll verschrieben hat. Von der Erzeugung über Transport, Verteilung und Speicherung bis zur Anwendung. Wir hätten unser neues Hochstromsystem Ri4Power gezeigt. Es ist ein offenes, geprüftes und zertifiziertes System bis 6300 A. Offen heißt, es können Leistungsschalter aller namhaften Anbieter eingebaut werden. Und ergänzend den neuen Einzelschrank VX SE8. In diesem Schrank kann z. B. mittels Adapter ein 45-mm-Maskenverteilereinsatz österreichischer Hersteller eingebaut werden.
Auch zu sehen wäre die komplette, neu überarbeitete Klein- und Kompaktgehäuseserie KX/AX. Den AX gibt es auch in outdoorfähiger Kunststoffausführung. Mit dem Edge Datacenter Oncite runden wir das Programm in Richtung Digitalisierung in der Fabriksautomatisierung ab. Hohe Datenmengen können in „Echtzeit“ direkt am „shopfloor“ verarbeitet werden.

Und warum genau das?
Weil wir unserem Image, Trendsetter und Innovator zu sein, treu bleiben. Weil das die Themen sind, die die Branche heute und morgen beschäftigen. Darüber hinaus zielen unsere Innovationen auch immer auf Effizienz bei der Montage ab. So entsteht signifikanter Mehrwert und Nutzen für unsere Kunden. Der „Produktionsstandort Österreich“ wird gestärkt. Und um unsere Kunden bis zur Smart im Oktober über unsere aktuelle Entwicklungen und Innovationen am Laufenden zu halten, veranstalten wir gemeinsam mit Eplan am 27. Mai das neue virtuelle Eventformat „Vorsprung Schaltschrankbau“. Hier geht es um die Digitalisierung und Automatisierung der Prozesse im Schaltschrankbau inkl. aktueller Neuheiten von der Hannover Messe 2021.

Wo steht das Technologienetzwerk „Smart Engineering and Production“ von Rittal, Eplan und Phoenix Contact in Österreich?
Das Technologienetzwerk versteht sich in Österreich in erster Linie als Informationsplattform. Die drei Unternehmen zeigen entlang der Wertschöpfungskette die Durchgängigkeit der Systeme und den ganzheitlichen Ansatz für Prozesse im Schaltanlagenbau.

Was hat sich an den Bedürfnissen Ihrer Kunden in den letzten Jahren geändert und wie reagiert Rittal darauf?
Die Projektdurchlaufzeiten werden immer kürzer. Der Fachkräftemangel führt zu Engpässen. D. h., zum einen müssen die Engineering-Zeiten drastisch reduziert werden. Dazu dient u. a. auch das Technologienetzwerk, aber auch der Onlinekonfigurator RiCs in Verbindung mit unserem Onlineshop „myRittal“. Hier kann ohne Systembruch bestellt werden und alle Bestellungen und deren Stati eingesehen werden.
Der nächste wichtige Punkt entlang der Wertschöpfungskette ist eine hohe Verfügbarkeit der Waren mit hoher Termintreue. Wir liefern 98 Prozent aller Aufträge innerhalb von 24 Stunden (entlang der Hauptrouten). Last but not least geht es mehr denn je um kompetente Fachberatung. Rittal leistet sich Kundennähe. An vier Standorten stehen Spezialisten für alle Fakultäten im Innen- wie Außendienst zur Verfügung.

Der VX25 hat vor ca. drei Jahren den TS 8 abgelöst. Wo liegt der Nutzen für den Kunden bei dieser Umstellung?
Der TS 8 war über 20 Jahre das Maß aller Dinge. Durch die Digitalisierung – digitaler Zwilling – haben unsere Kunden mehr und mehr nach 3D-Detaildaten gefragt. Diese Nachzustellen wäre sehr aufwendig geworden. In vielen Kundeninterviews rund um den Globus, haben wir von unseren Kunden viele Hinweise auf Optimierungspotenziale erhalten. Letztendlich wurden 50 (sic!) Verbesserungen umgesetzt. Der Nutzen für den Kunden ist zum Ersten das 3D-Modell, zum Zweiten eine Reduzierung der Zubehörteile um 40 Prozent bei einem Mehr an Funktionalität und zum Dritten massive Zeitersparnis bei der Montage durch schraubenlose Befestigungstechnik.

Die Abläufe in den Werkstätten automatisieren sich immer mehr. Rittal Automation Systems bietet dazu die passende Unterstützung mit Maschinen und Werkzeugen. Was könnte oder müsste man noch weiter automatisieren?
Um den Wirtschaftsstandort Österreich gegen Billiglohnländer zu stärken, haben sich einige Kunden entschlossen, die Fertigung zu digitalisieren bzw. zu automatisieren. Rittal unterstützt diesen Schritt durch perfekte 3D-Daten seiner Produkte. In Verbindungen mit den Softwarelösungen unserer Schwester Eplan können alle Daten aus dem CAD-File auf die Fertigungsmaschinen übertragen werden. Egal ob es sich um CNC-Fräs- oder Lasermaschinen oder vollautomatische Abläng- und Crimpautomaten handelt. Je mehr Kunden diesen durchgängigen digitalen Weg von Beginn an wählen, desto effizienter kann der Workflow werden.

Wie sieht die Zukunft des Schaltschranks aus?
Wir beobachten, dass sich die größeren Unternehmen stark mit Modulen und Plattformen beschäftigen. Damit meine ich, es gibt sogenannte „Typicals oder Master“. Von diesen werden dann die kundenspezifischen Anpassungen abgeleitet. Im Bereich der Niederspannungshauptverteilung unterstützt Rittal mit fix fertigen CAD-Unterlagen auf Basis EPLAN ProPanel. Der Schaltanlagenbau steht erst am Beginn der Digitalisierung und Automatisierung. Dazu müssen sich die Komponentenhersteller z. B. zu einheitlichen Schraubenköpfen bzw. umfassenden 3D-Daten committen.
Für die automatisierte Produktion sind u.a. Daten über die Position der Drahteinführung erforderlich. Die automatische Protokollierung der Drehmomente und IBN-Daten wird in einer digitalen Schaltplantasche abgelegt. Dazu braucht es auch die gesetzlichen Vorschriften. Somit gilt für den Gesetzgeber, die Rahmenbedingungen für eine Digitalisierungsoffensive zu schaffen. (BS)

www.rittal.at