Die Knorr Bremse-Geschäftsführer Manfred Reisner und Jörg Branschädel im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 9, NOVEMBER 2018
Manfred Reisner und Jörg Branschädel (v. l.) © Christian Husar

One-Way-Ticket zum Weltmarkt.

Zwei Mödlinger Unternehmen, zwei denkwürdige Jubiläen und zwei erfolgreiche Führungspersönlichkeiten. Die 1918 gegründete Dr. techn. Josef Zelisko, Fabrik für Elektrotechnik und Maschinenbau GmbH sowie die vor 50 Jahren gegründete Knorr-Bremse GmbH haben dieser Tage allen Grund zum Feiern: Der 100-jährige Erfindergeist von Zelisko entwickelt patentierte Innovationen am laufenden Band, Knorr-Bremse Österreich ist mit seinen Bremsausrüstungen im 50. Unternehmensjahr unangefochtener Marktführer in Österreich sowie sämtlichen Ländern Zentral- und Osteuropas und last but not least sorgen die Produkte und Leistungen beider Unternehmen für Sicherheit und Nachhaltigkeit auf Schienen und Straßen rund um den Globus. Für NEW BUSINESS ein triftiger Grund, die beiden Geschäftsführer Manfred Reisner und Jörg Branschädel vor den Vorhang zu holen.

A Perfect Match
Als Manfred Reisner Ende 1991 vom Erdölgeschäft in den Bereich Verkehrstechnik wechselte, wurde der Grundstein für seine heutigen Führungspositionen gelegt. Seit 2008 leitet der Absolvent der Montanuniversität Leoben die Geschicke von Zelisko und übernahm 2011 auch die Geschäftsführung der Knorr-Bremse Österreich – eine Verbindung zum Unternehmen hat er jedoch schon lange zuvor aufgebaut: „Ich bin seit 1991 im Schienenfahrzeugbereich tätig und war 20 Jahre lang Kunde von Knorr-Bremse“, so Reisner. „Schon damals war für mich klar, dass Knorr-Bremse in puncto Qualität und technischer Betreuung mit dem gesamten Wettbewerb nicht zu vergleichen ist – das hat mich mit Knorr-Bremse verbunden.“
Dank einer mutigen Karriereplanung nahm mit Jörg Branschädel im vergangenen Jahr ein erfahrener Betriebswirt und Unternehmensberater auf dem Chefsessel neben Manfred Reisner Platz. „Rund um das Jahr 2006 wurde ich von einem Personalberater gefragt, wo ich in fünf Jahren sein möchte“, erinnert er sich. „Meine spontane Antwort war: Nicht mehr in der Unternehmensberatung, sondern in einer Industrierolle mit Gesamtverantwortung für eine Geschäftseinheit.‘ Zunächst von der Frage und meiner offensichtlich ehrlichen Antwort selbst etwas überrascht, habe ich das nach mehrfachem Reflektieren aber immer noch so gesehen. Den Weg habe ich dann auch konsequent verfolgt, obwohl kurz- und mittelfristig ein Verbleib in der Beratung einfacher gewesen wäre.“

Unternehmensführung mit Vorbildfunktion
Gute Führung ist entscheidend für die Leistungskraft, Innovationsstärke und den langfristigen Erfolg des Unternehmens. Die Führungsmannschaft trägt dabei die besondere Verantwortung, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Mitarbeiter ihr Potenzial optimal entfalten können.
Kooperativ, klar und zielorientiert lauten daher die Eigenschaften der Führungsstrategie von Manfred Reisner und Jörg Branschädel. Vor allem möchten die beiden Geschäftsführer ihren Mitarbeitern Freude an der Arbeit vermitteln und ihnen dabei möglichst viel Handlungs- bzw. Entscheidungsfreiraum geben, mit welchem im Umkehrschluss aber auch verantwortungsvoll umzugehen ist. „Der Führungsstil muss sich aus meiner Sicht auch situativ an die einzelnen Mitarbeiter anpassen“, führt Branschädel weiter aus. „Gerade junge Mitarbeiter brauchen Zeit, Geduld und auch den Rat erfahrener Kollegen, um ihren eigenen Weg zu finden.“

Für die Zukunft gerüstet
Mit der Weiterentwicklung eines Weltmarktführers, der Zusammenarbeit in einem Weltkonzern, verbesserter Kundenbindung und Erhöhung der Marktanteile steht die österreichische Geschäftsführung vor großen Herausforderungen. „Als Tochterunternehmen eines globalen Konzerns muss man sowohl lokal unternehmerisch und eigenständig handeln als auch zugleich die Vorgaben der Zentrale umsetzen“, erklärt Branschädel. „Dieser Spagat ist immer wieder eine Herausforderung. Es ist letztlich aber wichtig für die Entwicklung einer dezentralen, lokalen Einheit, die Zentrale hinter sich zu haben und als verlässlich wahrgenommen zu werden.“
Der Zusammenhalt im Konzern wird vor allem von den klar definierten Unternehmenswerten gestärkt, die von Manfred Reisner und Jörg Branschädel nicht nur kommuniziert, sondern auch überzeugend umgesetzt werden. Mit nachhaltigem Unternehmertum, leidenschaftlichem Einsatz zur Erreichung der Unternehmensziele sowie der technologischen Exzellenz und Zuverlässigkeit des Angebots ist die engagierte Führungsmannschaft für die Herausforderungen der Zukunft bestens gerüstet. (BO)

Zwölf Fragen an Jörg Branschädel und Manfred Reisner

Was wollten Sie als Kind werden?
J. B.: Rennfahrer in einem Porsche.
M. R.: Daran kann ich mich nicht erinnern.

Was bedeutet Glück für Sie?
J. B.: Dass es meiner Familie gut geht und wenn ich Zeit für mich selbst habe.
M. R.: Erfolg zu haben und Zeit mit meinem Lebensmenschen zu verbringen.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
J. B.: Vor wenigen Tagen habe ich bei meinem zehnjährigen Sohn mitgelesen, in „Gregs Tagebuch“. Es war wirklich amüsant zu lesen, wie man für Kinder subjektiv plausibel fast alle Elternpositionen sehr einfach als falsch darstellen kann.
M. R.: „Zwei Sekunden“ von Christian v. Dithfurth.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
J. B.: Mich inspirieren bzw. beeindrucken Unternehmer, die ins volle persönliche und finanzielle Risiko für ihre Ideen und ihre Überzeugung gehen.
M. R.: Niki Lauda. Einer, der nie aufgibt und mit Freude am Werk ist.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
J. B.: Kein Lebensmotto, aber einen Gedanken, der mich leitet, wenn ich mir Dinge vornehme, die mir zunächst nur sehr schwer erreichbar scheinen, aber die ich dennoch in Angriff nehmen möchte: „Wer das Optimum nicht will, der bekommt es auch nicht.“
M. R.: Man lebt nur einmal.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
J. B.: Dass meine Ehe und Familie intakt ist, obwohl ich mehr als die Hälfte meines 20-jährigen Berufslebens nicht zuhause war.
M. R.: Dass ich am Ende dort gelandet bin, wo ich immer hinkommen wollte.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
J. B.: Über die missliche Situation des deutschen Verkehrsministers, der mit einem Polizeihubschrauber zu seinem Vortrag auf einer Mobilitätsmesse geflogen werden musste, weil sein Zug Verspätung hatte. Wenige Tage davor hatte ich ihn bei anderer Gelegenheit über die „Experience Rail“ philosophieren gehört.
M. R.: Ein Bild schreddert sich nach einer erfolgreichen Auktion selbst.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
J. B.: Ein ruhiger Sonntag mit viel Zeit für mich selbst würde mir fürs erste schon reichen.
M. R.: Mit niemandem.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in ihrem Leben getan haben?
J. B.: Dieses Jahr habe ich erstmalig versucht, im Atlantik zu surfen. Das war zumindest eine verrückt anstrengende und schmerzhafte Erfahrung.

Gibt es etwas, was Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
J. B.: Ein Fallschirmsprung aus einem Flugzeug. Das muss ein grandioses Gefühl sein. Irgendwann werde ich das tun.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
J. B.: Solange ich jeden Tag etwas weiter vorankomme, werde ich weiter gerne aufstehen.
M. R.: Es noch besser zu machen und täglich einen wertvollen Beitrag zu leisten.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und ­warum?
J. B.: Ein Zugvogel, der viel von der Welt sieht. Etwas Fernweh hatte ich schon immer.
M. R.: Ich bin nicht sicher, ob es Tiere besser haben. Also lieber nicht.

INFO-BOX
Knorr-Bremse in Österreich
Die Knorr-Bremse GmbH beschäftigt in Österreich rund 1.000 Mitarbeiter an zwei Standorten sowie mehr als 1.000 Mitarbeiter an den Standorten in Mazedonien, der Türkei, Deutschland, Polen, Rumänien und Tschechien. Neben der Unternehmenszentrale Mödling ist Knorr-Bremse mit der Knorr-Bremse Division IFE Automatic Door Systems in Kematen/Ybbs in Österreich vertreten. In Mödling befinden sich auch die Tochterfirmen Dr. techn. Josef Zelisko, Fabrik für Elektrotechnik und Maschinenbau GmbH und Skach GmbH. Die Dr. techn. Josef Zelisko GmbH entwickelt, produziert und vertreibt weltweit Messwandler, Signalsysteme für Schiene und Straße sowie Verkehrsmanagementsysteme. Die Skach GmbH beliefert Nutzfahrzeugkunden in Ostösterreich mit Originalersatzteilen. Die Tochterfirma EKA d.o.o. in Mazedonien produziert mobile und stationäre Testgeräte. Die Knorr-Bremse GmbH in Österreich hat innerhalb des Konzerns die Entwicklungskompetenz für Magnetschienenbremsen, Wirbelstrombremsen, Flanschgeräte, Scheiben-Wisch-Wasch-Systeme, Sandungssysteme und Bremsprobegeräte inne und produziert diese auch am Standort Mödling. Zusätzlich ist sie ist für den Vertrieb von Systemen für Schienenfahrzeuge in 14 Ländern in Zentral- und Osteuropa sowie von Systemen für Nutzfahrzeuge in Österreich verantwortlich. In Polen und Rumänien befinden sich eigene Niederlassungen.