Talente suchen, finden und begeistern.

NEW BUSINESS - NR. 5, JUNI 2021
Gute Mitarbeiter sind gefragter denn je. © wayhomestudio/Freepik

Was sich Jobsuchende wünschen, was Unternehmen bieten und welche Branchen eine vielversprechende Zukunft für angehende Fachkräfte eröffnen – NEW BUSINESS hat sich umgehört.

Nikolai Dürhammer
Geschäftsführer StepStone 
Qualifizierte Talente sind umkämpft – trotz oder gerade wegen Corona. „Fachkräftemangel ist ein Thema, das viele Unternehmen betrifft. Wer gute Leute halten will, tut gut daran, ihnen positive Erfahrungen im Job zu ermöglichen. Schritt zwei muss sein, die richtigen Kandidatinnen und Kandidaten zu erreichen. Dazu muss ich aber auch darauf eingehen, was diese brauchen. Eine positive Candidate Experience kann maßgeblich zu besseren Bewerbungen beitragen“, ist Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer von StepStone überzeugt. Ein transparenter Bewerbungsprozess ist das A und O bei der Suche nach einer neuen Stelle. Denn je einfacher dieser abläuft, desto größer ist auch die Chance, dass Bewerber:innen am Ende eine Stelle annehmen. „Je mehr Unterlagen die Unternehmen fordern, desto aufwendiger und zeitintensiver ist natürlich der Bewerbungsprozess. Das schreckt viele Jobsuchende ab. Wir empfehlen Recruiterinnen und Recruitern, den Prozess gerade im ersten Schritt so schlank wie möglich zu halten. Manche Unternehmen verzichten mittlerweile beispielsweise auf Anschreiben. Das kann eine Option sein, denn für viele Arbeitgeber ist der Lebenslauf entscheidend, ob ein Kandidat oder eine Kandidatin für ein erstes Gespräch eingeladen werden soll. Welche Motivation die Personen für eine Stelle mitbringen, können sie oft besser im persönlichen Gespräch erläutern“, sagt Dürhammer.

Markus Zink
Head of Jobs und Karriere, willhaben.at
Die Arbeitswelt wird nicht nur aufgrund der Digitalisierung und Corona auf den Kopf gestellt. Traditionalisten, Baby Boomer, Generation X und Millenials machen einen Großteil der Arbeitnehmer in Österreich aus. Bald schon wird die Generation Z dem bunten Mix beiwohnen. Die wachsende Zahl der Millenials und Generation Z wird zum Aufstieg der neuen Belegschaft führen. „Dadurch entstehen neue Karriereprioritäten: eine ausgewogene Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten und Remote Work“, so Markus Zink, Head of Jobs & Karriere bei willhaben. Die Gen Z bindet sich heutzutage nicht mehr so einfach an den Arbeitgeber. Dies macht für Unternehmen nur noch einmal deutlich, wie wichtig Employer Branding und eine konsistente Arbeitgebermarke sind. Zusätzlich bringen immer mehr Arbeitnehmer Kundenmentalität an ihren Arbeitsplatz mit. „Vereinfacht ausgedrückt: Immer mehr Menschen suchen nach einer Beschäftigung, die sie dazu befähigt, eigene Entscheidungen zu treffen. Durch das Zusammenkommen dieser vielen verschiedenen Generationen, müssen HR-Teams flexibler und individueller auf die Wünsche und Präferenzen der Mitarbeiter eingehen. ‚One-Size-fits-all‘ funktioniert nicht mehr, hier spricht man bereits von ‚Consumerization am Arbeitsplatz‘“, so Zink.

Katja Kober
Leitung Personalmanagement, Promotech Kunststoff- und Metallverarbeitungsges.m.b.H
Was 1995 mit vielen Kleinserien, hauptsächlich für die Unterhaltungselektronik, begann, ist heute ein renommierter Vorzeigebetrieb mit mehr als 300 Mitarbeitern und ausgezeichneten Lehrlingen. Als Weltmarktführer bei Kontaktbauteilen für Parksensoren bietet die Promotech Kunststoff- und Metallverar­bei­tungs- ges.m.b.H Karrierechancen in unterschiedlichsten Berufsfeldern. „Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht – wir sind ein attraktiver Arbeitgeber in der Region und konnten auch unseren Bekanntheitsgrad weiter ausbauen“, erklärt Personalleiterin Katja Kober. „Der Wirtschaftsstandort Innviertel ist ein Geheimtipp – viele große Unternehmensnamen haben sich hier niedergelassen. Natürlich kämpft hier dann jeder um die Besten der Besten. Von den Lehrlingen bis hin zu Positionen im oberen Management. Das Recruiting hat sich natürlich viel mehr ins Netz verlagert. Wenn ich an das Jahr 2015 zurückdenke – hier war es noch gang und gäbe, den InteressentInnen ein Inserat in ausgedruckter Form zu geben bzw. eine Bewerbung in ebendieser zu erhalten. Heutzutage muss mobiles Recruiting schon Standard sein. Die Bewerber müssen sich schnell und unkompliziert – am besten vom Handy aus, bewerben können. Natürlich nutzen auch wir digitale Wege, um Bewerber zu suchen – so gehört die Social-Media-Direktansprache seit einigen Jahren zu unserem Standardprogramm. Die Reaktionszeiten spielen auch eine extrem große Rolle – hier ist es wichtig, dass das gesamte Team schnell auf Bewerbungen reagiert.“

Hannes Gallistl
Geschäftsführer employy!GO
Die Google-Jobsuche ist bereits in 120 Ländern verfügbar und nun auch in Österreich auf dem Markt. Das Linzer Start-up employy!GO kooperiert mit Google und unterstützt Unternehmen mit innovativen Ansätzen, regional die besten Mitarbeiter zu finden. Vor allem für KMU ist die Google-Jobsuche eine kostengünstige Alternative zu teuren Jobinseraten und bietet den Unternehmen entscheidende Vorteile, wie eine kürzere Time-to-hire oder eine höhere Relevanz auf Plattformen zur Bewertung von Arbeitgebern. Unternehmen können dadurch eine gute Sichtbarkeit in den Google-Job-Suchergebnissen erreichen und sich als Arbeitgeber optimal im Web präsentieren. Webexperte Hannes Gallistl, Geschäftsführer von employy!GO: „Klassische Stellenbörsen bringen oftmals nicht mehr den gewünschten Recruiting-Erfolg. Darum haben wir gemeinsam mit Employer-Branding-Experten den gesamten Recruiting-Prozess neu gedacht. So erreichen wir nicht nur die aktiv suchenden Bewerber über die Jobsuche von Google, sondern mit gezielten Werbemaßnahmen auch latent wechselwillige Mitarbeiter im sogenannten ‚passiven Arbeitsmarkt‘.“ 

Georg-Dieter Fischer
Obmann PROPAK
Rund 85 Unternehmen, vom erfolgreichen Familienbetrieb bis zum internationalen Großkonzern, bilden in Österreich die PROPAK, die Branche der industriellen Hersteller von Produkten aus Papier und Karton. Dieser robuste Industriezweig beschäftigt rund 8.710 MitarbeiterInnen, die jährlich 1,2 Mio. Tonnen Produkte im Wert von 2,4 Milliarden Euro produzieren. Verpackungstechnik ist der Hauptberuf in der Branche und hat sich über die Jahre stark verändert. Aus dem Lehrberuf mit einem hohen Anteil an mechanischen Tätigkeiten entstand zunehmend ein Beruf mit automatisierten, digitalen Aufgaben. „Verpackungstechniker und Verpackungstechnikerinnen entwickeln heute innovative Verpackungslösungen, sie steuern Hightech-Anlagen und arbeiten zum Teil auch direkt in der Kundenberatung“, erklärt PROPAK-Obmann Georg-Dieter Fischer. Neben der Lehre zur Verpackungstechnik kann man in der Branche weitere 20 Lehrberufe ergreifen, etwa IT-Systemtechnik oder Betriebslogistik. Wie wichtig engagierte und gut ausgebildete Fachkräfte sind, zeigt sich an den Jobchancen. Der Karriereweg in einem PROPAK-Unternehmen kann schon mal vom Lehrling bis zum Manager oder zur Managerin führen. 

David Wögerbauer
Chemieverfahrenstechniker bei Thermo Fisher Scientific in Linz
In der chemischen Industrie sind Chemieverfahrenstechniker von großer Bedeutung. Sie sind für den gesamten Fertigungsablauf in der Chemieproduktion zuständig und kontrollieren die Produktionsabläufe. Am Beginn ihrer Ausbildung steht eine Lehre. Diesen Weg ist auch David Wögerbauer bei der Firma Thermo Fisher Scientific Linz gegangen. Der heute 19-Jährige begann mit 16 Jahren eine Lehre zum Chemieverfahrenstechniker. Mittlerweile hat er im Jänner seinen Lehrabschluss gemacht. „Technik und Naturwissenschaft haben mich schon immer begeistert. Deswegen war eine Lehre zum Chemieverfahrenstechniker genau das Richtige für mich“, begründet Wögerbauer seine Entscheidung für den Lehrberuf. Spaß an einer körperlichen Tätigkeit, Genauigkeit und technisches Verständnis sind einige der wichtigsten Voraussetzungen für diesen Job. „Ich steuere die ganze Anlage und kontrolliere die Prozesse auf Sicherheit und Qualität. Das ist eine abwechslungsreiche und verantwortungsvolle Tätigkeit. Im Labor sind Geduld und Genauigkeit gefragt. Ein hohes Maß an Lernbereitschaft muss man für diesen Job schon mitbringen.“ Und dass er um einiges mehr verdiene als seine Freunde in anderen Lehrberufen ist natürlich auch ein entscheidender Vorteil.

Verena Binder
CNC-Fachfrau, asma gmbh
Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, ist bei asma gut möglich. Neben dem erfolgreichen Managen einer Familie mit zwei Jungs hat Verena Binder die Prüfung zur CNC-Fachfrau erfolgreich abgeschlossen. Dadurch wurde der Nachweis erbracht, dass sie qualifiziert ist, die konventionelle und rechnerunterstützte Programmierung sowie die Optimierung von Programmen für die Bearbeitung und Zerspanung von Werkstücken an CNC-Drehmaschinen und CNC-Fräsmaschinen inklusive CAD / CAM fachlich kompetent durchzuführen. Außerdem ist es Verena Binder ein großes Anliegen, sich auch in Zukunft weiterentwickeln zu können. „Ich freue mich, dass mir asma diese Möglichkeit bietet und mich gerade als junge Mutter dabei unterstützt.“ Seit einigen Jahren bereits arbeitet Verena Binder an der CNC-Maschine, wobei sie jedoch vorher schon in vielen anderen Bereichen bei asma tätig war und somit beinahe den ganzen Herstellungsprozess kennt. Jetzt ist sie Teil einer wichtigen Abteilung: „Schleifen Kleinteile“. Schon der Name lässt darauf schließen, dass hier Arbeit mit absoluter Präzision verlangt wird, da ansonsten kleine Ungenauigkeiten umso größere Auswirkungen haben können. Besonders Vorschub und Einstelltiefen beruhen auf Erfahrung beim Bearbeiten von Kunststoff, da Richtlinien kaum existieren. Zwei der größten Herausforderungen stellen die Vermeidung von Hitzeentwicklung und die optimale, wirtschaftliche Bearbeitung in diesem Falle dar und verlangen erneut nach absoluter Präzision.