Dr. Thomas Brauner, CEO Speech Processing Solutions, im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 1, JÄNNER 2022
»Man sollte sich auf die Dinge konzentrieren, die sich verändern lassen, und nicht Energie auf Themen verschwenden, die nicht beeinflussbar sind.« © RNF

„Change“ ist für Thomas Brauner, den CEO von SPS, der Normalzustand – mit dem er gekonnt umzugehen versteht: Da können Sie ihn beim Wort nehmen.

Thomas Brauner, CEO von Speech Processing Solutions (SPS), stellt lieber das ­Unternehmen und seine Lösungen in den Vordergrund als sich selbst. Für die Leser von NEW BUSINESS hat der bescheidene Chef der weltweiten Nummer Eins in Sachen professioneller Sprachtechnologielösungen aber eine Ausnahme gemacht.

Brauner sagt, er sei „neugierig geboren“. Im Unterschied zu vielen anderen hat er sich diese Eigenschaft bewahrt. Der heutige CEO von SPS hatte schon immer ein hohes Interesse daran, sich weiterzubilden und Neues zu lernen. Das Ziel, das er sich dabei setzt, lautet, Theoretisches in der Praxis umzusetzen, um damit einen Impact zu erzielen. „Mein Motto ist, mich und mein Umfeld laufend weiterzuentwickeln“, sagt er. 

Die Liebe zur Technik bzw. zu technischen Problemstellungen war von jeher gegeben. Aber seine Interessen waren schon immer breiter angelegt. So promovierte Brauner nach Abschluss der AHS an der Technischen Universität Wien in Maschinenbau und Betriebswissenschaften und absolvierte später unter anderem einen Executive MBA an der Donau-Universität Krems. 

Näher am Kunden und dem Markt
Ihren Anfang nahm seine Laufbahn im technischen Bereich, bei Philips übernahm er später auch internationale Logistikverantwortung. „Ich wollte ‚breiter‘ werden und näher an den Kunden und den Markt.“ Die von ihm angestrebte kommerzielle Verantwortung bekam er auch und er kombinierte das mit der passenden Weiterbildung, seinem persönlichen Ziel und Motto folgend.

Diese Eigenschaften sind es auch, die ihn dorthin gebracht haben, wo er heute steht: seine Neugier sowie sein persönlicher Einsatz und Wille zur Weiterentwicklung und Veränderung. Die weiteren Zutaten seines Erfolgsrezeptes zählt Brauner wie folgt auf: „Strategisches Denken und Handeln, langfristiges Agieren, Commitment, Teamorientierung und situatives Führen, leading by example, sich in andere hineinversetzen können.“ Und nicht zuletzt auch eine Prise Humor – um „Dinge leichter und anders zu sehen“, wie er erzählt.

Veränderung und hohe Ansprüche
In seiner Position trägt Thomas Brauner globale Verantwortung. Das geht mit hoher Diversität und unterschiedlichsten Marktanforderungen einher. Dazu kommt auch das Umfeld, in dem Speech Processing Solutions tätig ist, das hohe Ansprüche stellt und das ebenfalls großen Veränderungen unterworfen war und ist. Die Methoden der Sprachaufzeichnung haben sich in den letzten Dekaden ebenso stark gewandelt wie die Art und Weise, wie diese verschriftlicht werden. Die Kunden, die unter anderem in Arztpraxen, Rechtsanwaltskanzleien oder Verwaltungen zu finden sind, vertrauen unverändert zu hundert Prozent auf die Lösungen von SPS.

Der vielzitierte „Change“ ist im Headquarter in Wien-Favoriten also schon lange der Normalzustand und verlangt von Brauner und seinen Mitarbeitern nach Agilität sowie kontinuierlicher Weiterentwicklung der Organisation. Sich zurückzulehnen und auf den gewonnen Lorbeeren auszuruhen, kann sich der CEO also nicht leisten. Aber Sie haben es vielleicht schon geahnt: Das liegt auch gar nicht in seiner Natur.

Alles unter einem Dach beim „Hidden Champion“ aus Favoriten
„Wir sind ein Weltmarktführer aus Österreich – ein sogenannter ‚Hidden Champion‘ – mit hoher vertikaler Wertschöpfung. Bei uns ist alles unter einem Dach, Hardware, Software und Services“, so Brauner. Das ist ein Teil dessen, was ihn an seiner Aufgabe so fasziniert. Aber auch der stetige Wandel von Technologie, Marktanforderungen und Organisation, die Gestaltungsmöglichkeiten, die Endverantwortung, die er trägt, und nicht zuletzt die Langfristigkeit in seinem Geschäft tragen dazu bei, dass ihm in seiner Position nicht langweilig wird.

Brauner pflegt einen partizipativen und situativen Führungsstil, der von Offenheit und Transparenz geprägt ist. „Soft to people, hard to facts“, sagt er. Die Stärkung von Selbstverantwortung und Selbstführung der Mitarbeiter ist ihm ein Anliegen. Denn er weiß, was er an ihnen hat. Manche Teammitglieder sind – so wie er – seit mehreren Jahrzehnten im Unternehmen.

„Wir haben eine durchschnittliche Firmenzugehörigkeit von 14 Jahren, da verwundert es nicht, wenn manchmal Familien-Feeling aufkommt.“ Viele von ihnen sind mit Thomas Brauner den von ihm initiierten Weg des Management-Buy-outs mitgegangen, mit dem er das globale Philips-Diktierbusiness 2012 auf eigene Beine gestellt hat. Eine fordernde Aufgabe, die mit Bravour gemeistert wurde und die er heute zu seinen größten beruflichen Erfolgen zählt. Es verwundert auch nicht wirklich, dass der „Vollblutmanager“ Krisen, wie aktuell Corona, auch als Chance begreift, denen er mit Optimismus, Veränderungswillen, Teamwork und einer „Can do attitude“ begegnet. „Man sollte sich auf die Dinge konzentrieren, die sich verändern lassen, und nicht Energie auf Themen verschwenden, die nicht beeinflussbar sind.“

Als Ausgleich zum herausfordernden Beruf betätigt sich Thomas Brauner gerne sportlich und weiß dabei Abwechslung zu schätzen. Er schwingt sich aufs Mountainbike, läuft, macht Skitouren oder kommt auch schon einmal beim Yoga zur inneren Ruhe. Die Familie ist für den Vater von vier Kindern im Alter von 16 bis 23 Jahren ebenfalls ein wichtiger Ruhepol. Aber auch dem Reisen und der Lektüre von Fachbüchern und -magazinen oder – „in letzter Zeit mehr und mehr“ – dem Lauschen von Podcasts kann er in seiner Freizeit durchaus etwas abgewinnen. Und so schließt sich der Kreis und wir landen in diesem Text am Ende wieder beim gesprochenen Wort. Das passt doch. (RNF)


12 FRAGEN AN THOMAS BRAUNER

Was wollten Sie als Kind werden?

Je nach Phase: einmal Polarforscher, dann Pilot – also „das Übliche“. Später dann ­Manager – aber damals ohne genau zu ­wissen, was das ist. ;-) 
    
Was bedeutet Glück für Sie?
Zielsetzungen zu erreichen, persönlich zu „wachsen“ und dazuzulernen. Etwas gemeinsam zu erreichen, das man gegebenenfalls zunächst für Unerreichbar gehalten hat. Nicht zuletzt aber Familie und Freunde.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Das war „Stresstest Corona. Welches Management funktioniert. Und warum.“ von Klaus Schweinsberg.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Steve Jobs. 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Nein. 

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit niemandem.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Das Management-Buy-out des globalen Philips-Diktierbusiness in 2012.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
Das waren sportliche Grenzerfahrungen …

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Ich lache jeden Tag, das ist ein perfekter Ausgleich.

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Einen Hochsee-Segeltörn.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Die Gestaltungsmöglichkeiten, die mein Beruf bietet. Neues zu erfahren und zu lernen.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und ­warum?
Ein Adler – wegen der „Weitsicht“.


ZUR PERSON
30 Jahre Erfahrung in Theorie und Praxis
Dr. Thomas Brauner, CEO von Speech Processing Solutions, verfügt über 30 Jahre Geschäftserfahrung in verschiedenen Branchen und Märkten. Er begann seine Karriere 1991 beim Ingenieur- und Architekturbüro ATP architects engineers, bevor er 1994 zu Philips Austria wechselte, wo er u. a. für Supply Chain Management, internationale Projekte und die Logistikplattform verantwortlich zeichnete. Darüber hinaus baute er für Philips die Aktivitäten in China auf. 2002 wechselte Brauner zu Roland Berger Strategy Consultants. Dort war er für internationale Projekte mit den Schwerpunkten Strategie und Organisation, Unternehmensfusionen und Restrukturierungsprojekte zuständig. 2005 kehrte er als Geschäftsführer von Philips Speech Processing zu Philips zurück. Thomas ­Brauner promovierte an der TU Wien (Maschinenbau und Betriebswissenschaften) und absolvierte einen Executive MBA an der Donau-Universität Krems.