Martin Ledolter, Geschäftsführer der Austrian Development Agency (ADA) im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 1, FEBRUAR 2018
Martin Ledolter im NEW BUSINESS Interview über die Erfolgsfaktoren seiner Karriere © ADA/Wilke

Hoffnungsträger für Millionen.

Hassan Khalifeh ist stolz: Sein Reifengeschäft im libanesischen Tyros floriert. Dank eines Kleinkredits konnte er in neue Ware und Infrastruktur investieren, zwei Mitarbeiter einstellen, seine Werkstatt renovieren und dadurch der Armut entkommen. Und die Entwicklung von Hassan Khalifeh ist nur eine von vielen Erfolgsgeschichten, die dank der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ins Rollen gebracht werden konnte. Gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen setzt ihre Agentur, die Austrian Development Agency (ADA), pro Jahr rund 650 Projekte und Programme mit einem Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro um. „Mit unseren Projekten und Programmen leisten wir einen sichtbaren Beitrag zur Lebensverbesserung von Millionen Menschen in Entwicklungsländern“, erklärt uns ADA-Geschäftsführer Martin Ledolter im Interview. „Nach Jahren wieder in eine Region zurückzukehren und mit eigenen Augen zu sehen, was unser unermüdliches Engagement tatsächlich bewirkt hat, und zu wissen, dass wir als Team Millionen von Menschen eine neue Perspektive bieten konnten, ist ein großes Privileg, eine enorme Bereicherung und eine gewaltige Akkuladung für den Arbeitsmotor.“

Verantwortungsvolle Aufgabe
Seit Juli 2013 ist Martin Ledolter Geschäftsführer der ADA und damit verantwortlich für die Umsetzung der bilateralen Programme und Projekte der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit in primär elf Schwerpunktländern in Afrika, Asien sowie Südost- und Osteuropa. „In meinem Job ist kein Tag wie der andere“, lautet seine Antwort auf die Frage nach seiner beruflichen Faszination. „Wenn ich mich morgens auf den Weg ins Büro mache, weiß ich nicht was mich erwartet. Wir setzen derzeit etwa 650 Projekte in über 60 Ländern mit einem Volumen von einer halben Milliarde Euro um. Ich kann nie voraussehen ob, wann und wo eine Umweltkatastrophe, humanitäre Krise oder andere Baustelle entsteht und welche Dimensionen diese umfasst. Dementsprechend muss man jederzeit auf alles gefasst und in der Lage sein, schnellstmöglich auf unerwartete Ereignisse zu reagieren. Hinzu kommen die vielseitigen und oft ebenso unvorhersehbaren Bedürfnisse der Mitarbeiter sowie die Anforderungen des Aufsichtsrates, die allesamt in meiner Verantwortung liegen. Das sind weitreichende Herausforderungen, die mich seit mittlerweile fünf Jahren begleiten und welchen ich mich nach wie vor mit Freude stelle.“

Auf den Spuren des Erfolgs
Die Begeisterung und Dankbarkeit für seinen Job ist deutlich zu spüren – vielleicht auch aufgrund der vielen glücklichen Fügungen, die Martin Ledolter in seiner beruflichen Laufbahn widerfahren sind. „Durch meine Ausbildung und meinen Ehrgeiz konnte ich zwar eine gute Ausgangsbasis schaffen, doch so manche Sprosse meiner Karriereleiter habe ich mit Sicherheit dem entscheidenden Quäntchen Glück zu verdanken“, ist Martin Ledolter überzeugt. Unter anderem waren es wegweisende Begegnungen mit bestimmten Vorgesetzten und Förderern, die seine erfolgreiche Entwicklung bestimmten. „Das Vertrauen, das mir meine Mentoren entgegengebracht haben, hat mich immer wieder dazu bewogen, an meine Grenzen zu gehen und zu beweisen, was in mir steckt.“
Diese wertvollen Erfahrungen möchte er heute auch seinen Mitarbeitern mit auf den Weg geben. „Ein respektvolles Miteinander auf Augenhöhe ist für mich das Um und Auf im Unternehmen. Meine Tür steht für die Anliegen meiner Mitarbeiter jederzeit offen. Natürlich erwarte ich inhaltliche Stärke und Qualität, damit meine Mitarbeiter selbstständig arbeiten und sich frei entfalten können – sowohl beruflich als auch privat – genießen sie mein Vertrauen, mit welchem sie aber auch verantwortungsvoll umzugehen wissen müssen.“

Vertrauen verpflichtet
Transparenz und Toleranz stehen für Martin Ledolter ebenso weit oben auf der Werteskala. Ersteres insbesondere in Bezug auf den verantwortungsvollen Umgang mit den Geldern aller Stakeholder: „Die österreichischen Steuerzahler setzen mit ihren Beiträgen ein großes Vertrauen in uns. Mit unseren äußerst strikten Compliance-Regeln und gelebter Transparenz können wir garantieren, dass diese Gelder sinnvoll genutzt werden.“
Toleranz wird in der ADA auf vielen Ebenen gelebt. Sei es in Bezug auf die Lebensumstände der Mitarbeiter oder angesichts kultureller Unterschiede. „Vor einiger Zeit haben wir ein sehr gutes Modell der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit geschaffen. Mir ist es wichtig, dass die Arbeit gemacht wird, wenn sie anfällt. Dass meine Mitarbeiter ‚leere Stunden‘ im Büro absitzen, ist nicht in meinem Interesse. In unserem Job treffen aber auch tagtäglich verschiedene Welten aufeinander. Das erfordert ein hohes Maß an Offenheit für Neues und Verständnis gegenüber anderen Kulturen – beides Werte, die mir äußerst wichtig sind und deren Umsetzung bei uns im Haus auch tatsächlich auf der Tagesordnung stehen.“ (BO)

INFO-BOX
Sie investieren in Märkte der Zukunft? Die ADA fördert Unternehmergeist und Ideen.
Die Austrian Development Agency (ADA) unterstützt Geschäftsideen in Entwicklungs- und Schwellenländern mit Wissen, Kontakten und Fördermitteln. WIRTSCHAFTSPARTNERSCHAFTEN der ADA erhöhen Ihre Gewinnchancen, minimieren unternehmerisches Risiko und verbessern die Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig. Sie wollen vor Ort eigene MitarbeiterInnen, LieferantInnen oder VertriebspartnerInnen qualifizieren? Sie wollen Ihre Zusammenarbeit mit lokalen Regierungen und öffentlichen Institutionen verbessern? Sie wollen die Qualität Ihrer Produkte durch Zertifikate absichern oder zum Fairen Handel beitragen? Dann kontaktieren Sie das Büro für Wirtschaftspartnerschaften der Austrian Development Agency unter +43/1/903 99-2577, wirtschaft@ada.gv.at oder www.entwicklung.at/wirtschaft

ZUR PERSON
Martin Ledolter
Der in Kapfenberg geborene Martin Ledolter absolvierte das Studium der Rechtswissenschaften in Wien und erlebte während seiner Schul- und Studienzeit prägende Auslandsaufenthalte in den USA – unter anderem als Fulbright-Stipendiat an der Columbia University. Seine erste berufliche Station führte ihn in Österreichs größte Anwaltskanzlei Wolf Theiss. Danach zog es ihn in die Politik, wo er vor seiner Ernennung zum Geschäftsführer der Austrian Development Agency (ADA) im Jahr 2013 als Berater des Vizekanzlers und Außenministers in Angelegenheiten der Entwicklungspolitik sowie in Sozial- und Gesundheitsfragen tätig war.

ZWÖLF FRAGEN AN MARTIN LEDOLTER

Was wollten Sie als Kind werden?

Eishockey-Profi. Diesen Sport übe ich seit meinem sechsten Lebensjahr mit großer Begeisterung aus. Aus Mangel an Talent und Leidensfähigkeit ist es heute zu einem schönen Hobby und wirkungsvollen Berufsausgleich geworden.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„A Gentleman in Moscow“ von Amor Towles. Ein sehr spannendes und gut geschriebenes Buch. Es erzählt die Geschichte eines russischen Fürsten, der 1922 nach der Revolution nach Moskau zurückkehrt, wohl wissend, dass er verhaftet werden wird und seine letzten Tage in einem Moskauer Hotel absitzen muss.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Autoren, die bereits in meiner frühesten Kindheit meine Abenteuer- und Entdeckungslust geweckt haben, wie zum Beispiel James A. Michener. Seine Beschreibungen von Orten, Gegenden und Ländern in Verbindung mit historischen und fiktiven Ereignissen inspirieren mich bis heute.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
In der Tat, und zwar einen Ausspruch des kanadischen Eishockeyspielers Wayne Gretzky, welcher lautet „You miss 100 percent of the shots you don‘t take.“

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit George R. R. Martin, dem Autor der Erfolgsserie „Game of Thrones“. In seiner Buchreihe „A Song of Ice and Fire“ sind nämlich seit Jahren noch zwei Bände ausständig und ich würde unheimlich gerne wissen, was in diesen Büchern passiert.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Stets an meinen beruflichen Herausforderungen gewachsen zu sein und dabei nie die Freude an der Arbeit zu verlieren.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
Skifahren an der Pazifikküste Alaskas und auf einem Niveau, das ich mir niemals zugetraut hätte.

Was bedeutet Glück für Sie?
Zu wissen, dass es meiner Familie und meinen Freunden gut geht.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Ich lache sehr gerne und viel. Tränen gelacht habe ich zuletzt über das selbstgedrehte Roadmovie einer USA-Reise, die mich und meine Freunde im Jahr 1997 von Chicago nach Los Angeles und wieder retour geführt hat.

Gibt es etwas, was Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Nein. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich jede Verrücktheit, die mir Zeit meines Lebens in den Sinn gekommen ist, auch tatsächlich in die Tat umgesetzt habe.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Eine gute Tasse Kaffee und die Freude an den beruflichen und idealerweise auch sportlichen Herausforderungen des Tages.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und ­warum?
Eine Gämse. Den ganzen Tag in den Bergen umherspringen hört sich herrlich an.