Auf unsere (digitale) Zukunft!

NEW BUSINESS Innovations - NR. 08, OKTOBER 2020
Michael Wüstemeier, Managing Director proALPHA Software Austria GmbH © proALPHA

Vor 25 Jahren bezog ein kleines Team der proALPHA Software Austria GmbH ein 3-Zimmer-Dachgeschossbüro in Gleisdorf. Seither hat sich einiges getan ...

... Aus ­diesem Anlass hat sich NEW BUSINESS Herausgeber Lorin Polak im Gespräch mit Managing Director Michael Wüstemeier auf eine spannende Zeitreise begeben.

Herr Wüstemeier, herzliche Gratulation zum 25-jährigen Jubiläum! Könnten Sie uns einen kurzen einblick in den werdegang der proALPHA Software Austria GmbH geben?
Danke! Ja genau, in Österreich feiern wir 2020 unser 25-jähriges Bestehen, denn die proALPHA Software Austria GmbH ist 1995 in Gleisdorf gegründet worden. Unsere Niederlassung in Wien wurde 1997 eröffnet, 2000 kamen Niederlassungen in Wels und Innsbruck dazu. Angefangen hat die Firma in einem kleinen Dachgeschossbüro mit drei Zimmern. Schon nach einem Jahr waren dort zehn Mitarbeiter untergebracht. Heute sind wir in der gesamten proALPHA-Gruppe mehr als 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und begleiten jeden Tag 4.500 Kunden weltweit bei ihrer Digitalisierung. Nah am Kunden zu sein und mit ihnen auf Augenhöhe zu arbeiten, hat für uns hohe Priorität. Deswegen haben wir 2016 beispielsweise eine Niederlassung in China eröffnet, als immer mehr unserer Kunden dort Standorte gegründet haben.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein war 2019 der Zukauf von tisoware, einem der führenden Zeitwirtschaftsanbieter Deutschlands, und C4BI, ein Beratungshaus, das sich auf BI-Lösungen spezialisiert hat. So haben wir unser Portfolio über ERP hinaus erweitert.

Wie hat sich der Umgang mit dem Thema „ERP“ in den letzten 25 Jahren entwickelt?
Vor 25 Jahren gab es noch kein ERP-System in dem Sinn, wie wir es heute kennen. Es gab verschiedene Systeme, die lose miteinander gekoppelt waren. Allerdings waren die Verbindungen zwischen diesen Systemen nicht so nahtlos, wie es heute bei integrierten Anwendungen üblich ist. Heute fungiert das ERP-System als zentrale Datendrehscheibe, in der alle Prozesse zusammenlaufen, und bildet das digitale Rückgrat des Unternehmens. Vor allem im Mittelstand wollen die Kunden in der Regel eine Lösung haben, die alles abdeckt – und zwar End-to-End. Hier spielt die Integration eine wesentliche Rolle.
Sind dennoch externe Systeme anzubinden, muss das ERP-System auch das leicht können. Denn wenn wir über Digitalisierung sprechen, vor allem über Prozesse, dann funktioniert das nicht mit verschiedenen, voneinander getrennten Systemen. Damit ein Prozess wirklich durchgängig abläuft, braucht es entweder eine Komplettlösung, die alles abdeckt, oder ein System, das über Schnittstellen andere Zusatzsysteme so gut integriert, dass keine Brüche entstehen.
Um unseren Kunden hier den Einstieg zu erleichtern, bringen wir Prozesse für unsere Kernbranchen mit – die proALPHA-Best-Practice-Modelle. Sie basieren auf der Erfahrung aus vielen Projekten in der jeweiligen Branche. Diese Darstellungen reichen von Prozesslandkarten bis in die einzelnen Prozessschritte. Damit unterstützen wir die Digitalisierung zusätzlich zu dem einheitlichen System, das wir anbieten. Solche Möglichkeiten gab es vor 25 Jahren noch gar nicht.

Aufgrund von technischen Möglichkeiten haben sich natürlich auch ERP-Systeme generell weiterentwickelt. Sehen Sie besondere Entwicklungen und Anforderungen für die nächsten fünf Jahre?
Wir glauben, dass es bei der Entwicklung von ERP-Systemen drei Phasen gibt: vom klassischen ERP-System über das intelligente bis hin zum automatisierten ERP. Aktuell befinden wir uns am Übergang zum intelligenten ERP, da wir zunehmend mehr Erfahrung mit künstlicher Intelligenz sammeln. Auch sprachgesteuerte Systeme werden immer öfter zum Einsatz kommen und damit auch die Anwendung von Bots ermöglichen. Die Idee eines hands-free ERP-Systems ist tatsächlich zum Greifen nah.
Auch die Cloud wird weiter an Bedeutung gewinnen: Heute sind ERP-Systeme aus der Cloud im Mittelstand noch nicht stark verbreitet. Viele Unternehmen wollen ihr System immer noch im Haus behalten. Das hat verschiedene Gründe: Ein Grund ist dabei die gefühlte Sicherheit, wenn das System im eigenen Haus betrieben wird. Dabei verfügen Cloud-Provider über weitaus mehr Ressourcen und Know-how als der durchschnittliche Mittelstand. Dementsprechend können sie schneller auf neue Bedrohungen reagieren und die Sicherheit damit sehr wohl gewährleisten.
Hier beobachten wir bereits eine Veränderung bei den Unternehmen. Auch mit neuen Kommunikationsdiensten wie 5G werden ERP-Systeme zunehmend häufiger aus der Cloud bezogen. Der Weg entfernt sich vom monolithischen System und geht stattdessen hin zum modularen ERP-System, das sowohl innerhalb der eigenen Anwendung als auch außerhalb mit Fremdsystemen flexibel interagiert. Über Programmierschnittstellen, auch APIs genannt, kann die Offenheit und Konnektivität von Systemen sichergestellt werden, sodass Mensch und Maschine es gleichermaßen bedienen können.
Was sich außerdem ändert: ERP-Systeme hatten früher sehr lange Release-Zyklen. Anwender sind heute gewöhnt, dass sie neue Funktionalitäten schnell nutzen können. Corona hat diesem Thema zusätzlichen Schwung gegeben, die schnelle und effiziente Nutzbarkeit von Software wird immer wichtiger. Wir haben daher bereits seit Jahren unsere Release-Zyklen auf zwei Jahre verkürzt und wir arbeiten daran, sie noch weiter zu verkürzen.

Wie hat sich Ihr portfolio in den letzten 25 jahren entwickelt und wo sehen Sie aktuell besonderes Potenzial?
Wir sind als reiner ERP-Anbieter gestartet, aber inzwischen geht unser Portfolio deutlich darüber hinaus. Mit Zukäufen wie zuletzt tisoware und C4BI haben wir unser Portfolio um die Themen Zeitwirtschaft und Datenanalyse erweitert. So ermöglichen wir es unseren Kunden, ihr Geschäft vollkommen transparent abzubilden und es komplett durchgängig über ein System zu steuern. Vor allem in unseren Kernbranchen kennen wir die branchenspezifischen Abläufe sehr gut und bringen das notwendige Prozessverständnis sowie die Branchenerfahrung mit. Darauf basiert auch unsere neu entwickelte Einführungsmethode, mit der wir aktuell sehr erfolgreich sind. Hierbei handelt es sich um eine prototypische Vorgehensweise, die auf einer vollständigen Dokumentation unserer proALPHA-Best-Practice-Prozesse basiert – und das sind inzwischen schon mehr als 550 Prozesse.
Besonders spannend ist für mich momentan das Thema Process Mining, da es enormes Potenzial bietet. Mit Process Mining überwachen Unternehmen Prozesse, messen Durchlaufzeiten, ermitteln Engpässe und mehr, sodass eine Basis für weitere Prozessoptimierungen entsteht. Auch weiterhin werden wir unser Angebot weiterentwickeln und durch Partnerlösungen ergänzen, um unseren Kunden echten Mehrwert zu bieten.

Wenn Sie Ihre Produkte und Dienstleistungen kurz zusammenfassen, wie würden Sie diese definieren?
Unser ERP-System ist durch und durch auf die Anforderungen des Mittelstands ausgerichtet. Es verbindet ein ganzheitliches Konzept mit modularem Aufbau und neuesten Technologien und bietet Unternehmen einen raschen Return on Investment.

Wollen Sie uns einige Referenzen nennen?
Wir haben einige spannende Kunden, mit denen wir in Österreich zusammenarbeiten. Zu erwähnen sind hier Unternehmen wie die Aichelin GmbH, einer der europäischen Technologieführer für atmosphärische Industrieofenanlagen, die GW St. Pölten, einer der größten integrativen Betriebe Österreichs, oder auch die Gabriel-Chemie-Gruppe, einer der führenden Masterbatch-Produzenten Europas, sowie Georg Fischer Fittings oder die Wild GmbH.
Hegen Sie den Wunsch nach noch mehr ­Internationalisierung? Wenn ja, welche Pläne liegen konkret vor?
Ja, den gibt es natürlich. proALPHA möchte der internationale ERP-Anbieter im produzierenden Gewerbe für den Mittelstand werden. Wir haben gerade eine neue Organisation aufgebaut: proALPHA One World. Mit dieser richten wir uns so aus, dass wir in beliebigen Ländern jeweils skalierbarer werden. Hier ist es unser Ziel, dass unsere internationalen Standorte noch besser die verfügbaren Synergien nutzen, sich noch besser integrieren und auch noch stärker von unserem Headquarter profitieren, etwa im Bereich Ressourcenmanagement. Wir beobachten die Entwicklungen genau und prüfen, in welchen Regionen wir unsere Aktivitäten ausbauen beziehungsweise wo wir erstmalig aktiv werden.

Auf welche weiteren Entwicklungen dürfen Ihre ­Kunden in nächster Zukunft gespannt sein?
Unsere Kunden profitieren von einer branchenspezifischen Lösung, die auf unsere Kernbranchen zugeschnitten ist. Außerdem bieten wir darüber hinaus proALPHA-Best-Practice-Prozesse an und unterstützen unsere Kunden so gezielt dabei, in ihrer jeweiligen Branche erfolgreich mit moderner Software zu arbeiten. Damit reduzieren wir sowohl die Einführungszeiten als auch das Risiko für unsere Kunden.
Eine der nächsten großen Neuerungen ist auf jeden Fall unsere neue proALPHA-Version 7.2. Mit diesem Update bieten wir unseren Kunden nicht nur umfangreiche funktionale Verbesserungen, sondern auch brandneue Features, wie beispielsweise die Packmittelverwaltung und die Kuppelproduktion. Unser strategischer Fokus liegt bei dieser Version besonders auf den Themen Mobility und User Experience, denn die verbesserte Benutzeroberfläche macht das Arbeiten mit proALPHA noch schneller und einfacher. 

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