Ein neues Leben für Maschinen

NEW BUSINESS Innovations - NR. 02, FEBRUAR 2022
Neues Ziel in der nachhaltigen Industrie: Die Entsorgung von Maschinen umgehen und direkt eine Weitergabe veranlassen. © Adobe Stock/Yuttana Studio

Nachhaltigkeit spielt für die Gesellschaft eine wachsende Rolle. Immer mehr Menschen entscheiden sich für den Gebrauchtkauf, für die Nutzung grüner Ressourcen und für Recycling ...

... Aber welche Rolle spielt die Industrie? 

Großmaschinen und Produktionsanlagen benötigen nicht nur Unmengen an Ressourcen, sondern sind auch schwer zu recyceln. Deshalb haben es sich nachhaltig arbeitende Unternehmen zur Aufgabe gemacht, auch in diesem Bereich für mehr grüne Innovation zu sorgen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei der Gebrauchtkauf von Maschinen und Fertigungsanlagen.

Neues Leben für alte Geräte
Jahrzehntelang bestand die Wirtschaft überwiegend aus Wegwerfen und Neukaufen. Jeder Neukauf bringt Geld, stellenweise wurden Produkte so angefertigt, dass ihre Lebenszeit schon beim Kauf begrenzt war. Heute aber hat sich die Denkweise zahlreicher Unternehmen verändert, im Sinne der Nachhaltigkeit. Auch die Industrie hat erkannt, dass die CO2-Produktion jährlich ansteigt und hier eine große Gefahr für kommende Generationen droht. Denn was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit?

Wer nachhaltig lebt und handelt, befriedigt seine aktuellen Bedürfnisse, ohne dabei künftige Generationen in Gefahr zu bringen. Alles hat irgendwo ein Ende, auch die Rohstoffe des Planeten Erde. Je mehr Rohstoffe wir heute verschwenden, desto weniger haben kommende Generationen zur Verfügung. Das Ziel ist also, bereits heute in verschiedenen Bereichen Rohstoffe zu sparen. Lange Zeit bestand die moderne Abfallwirtschaft darin, Produkte zu entsorgen und die Reste zu recyclen. Zwar kann auf diese Weise eine Art der Kreislaufwirtschaft angetrieben werden, doch durch die Schaffung langfristig haltbarer Produkte und Maschinen ist es möglich, den Kreislauf noch weiter zu verstärken.

Das Ziel ist also nicht mehr: Maschinen und Großanlagen zu entsorgen und zu recyclen, sondern den Schritt der Entsorgung zu umgehen und direkt eine Weitergabe zu veranlassen. Der große Vorteil: Die Entsorgung fällt vollständig weg, was Kapazitäten schont, und es muss keine neue Produktion in Auftrag gegeben werden, was wiederum für Ressourcenschutz sorgt.

Interesse an gebrauchten Maschinen steigt massiv
Die Nachfrage bestimmt bekanntlich das Angebot und beim Gebrauchtmaschinenhandel ist die Nachfrage in den letzten Jahren rapide angestiegen. Nicht nur der Faktor der Geld­erspar­nis, der sich natürlich für das Firmenbudget auszahlt, sondern auch der vermehrte Anspruch an Unternehmen, nachhaltig und grün zu wirtschaften, sorgt für ein Umdenken in der Industriebranche.

Im privaten Bereich sind Gebrauchtkäufe längst gang und gäbe, allerdings mit vielen Tücken. Wer heute ein Smartphone über ein Onlineportal kauft, läuft Gefahr, einem Betrug aufzusitzen oder minderwertige Qualität zu erwerben. Industrieanlagen und Maschinen werden aber nicht über Kleinanzeigenportale verkauft, sondern über gewerbliche Händler, die nicht nur für Qualität stehen, sondern auch für Seriosität.

Der Kreislauf ist ebenso simpel wie effektiv. Eine stillgelegte Maschine wird vom Händler erworben und anschließend aufbereitet. Sämtliche Funktionen werden überprüft, um Qualitätsmerkmale zu erkennen und Fehler zu beheben. Erst nach der vollständigen Wiederaufbereitung wird die gebrauchte Maschine nun weiterverkauft und dem nächsten Produktionsbetrieb geliefert. Hier wird die Produktion nun fortgesetzt.

Das sind die Vorteile:
• keine Ressourcenverschwendung durch Neubau von Maschinen
• keine Abfallwirtschaft erforderlich
• Kreislauf der Produktion bleibt aufrechterhalten.

Es ist eindeutig, dass die Industrie von der Nachhaltigkeit profitiert. Durch das Auge der Öffentlichkeit haben auch Gebrauchtmaschinenhändler einen gewissen Druck von außen und können sich keine Fehler leisten. Die Angst, mit dem Kauf einer gebrauchten Großanlage eine Fehlinvestition zu planen, ist daher unbegründet. Die Sicherheit des Gebrauchtkaufs kann analog der Sicherheit eines Neukaufs eingeordnet werden.

Sichere Produktion und immense ­Geldersparnis für Unternehmen
Eine Produktion aufzubauen, kostet nicht nur Geld, sondern auch Kapazitäten. Wenn die Produktion läuft und alles reibungslos funktioniert, droht dem Unternehmen bei gleichbleibender Qualität kaum Gefahr. Schwierig wird es allerdings, wenn eine Maschine ausfällt oder Produktionsanlagen nicht mehr die optimale Qualität bieten können. Irgendwann ist ein Glied der Kreislaufwirtschaft an ihrem Ende angelangt. Auch wenn moderne Maschinen über viele Jahre hinweg mehrere Betriebe überleben können, sind sie irgendwann am Ende der Kapazität und dann wartet die Entsorgung!

Für die Produktionsstätte ist es ein wirtschaftlicher Alptraum, wenn der Moment mitten in der Produktion eintritt. Wenn Reparatur und Wartung nichts mehr bringen, ist der Neukauf einer Maschine unumgänglich. Dieser wiederum ist mit einer oft monatelangen Wartezeit verbunden, denn jede Maschine wird individuell nach Kundenbedarf gefertigt. Einen Kauf ab Lager können Maschinenbauer nicht gewähren, die Lager­kapazitäten reichen schlichtweg nicht aus.

Genau hier droht dem Produktionsunternehmen ein erheblicher Ausfall, wenn monatelang keine Produkte mehr hergestellt werden können. Durch Zukauf von Bauteilen wird einerseits mehr CO2 produziert (Lieferung, Herstellung) und andererseits das Budget geschwächt. Der Kauf einer gebrauchten Maschine kann in diesem Moment die gesamte Produktion des Unternehmens retten. Von Vorteil ist nicht nur, dass oftmals auch ältere Modelle, deren Funktionalität sich bewährt hat, zur Verfügung stehen, sondern dass durch schnelle Liefermöglichkeiten die Produktion schon kurz nach dem Ausfall wieder hochgefahren werden kann.

Win-win-Situation für Käufer und Verkäufer
Wer eine Produktionsanlage stilllegen und verkaufen muss, steht oft vor unlösbaren Problemen. Im Privatbereich lassen sich Maschinen so gut wie nicht verkaufen, die Entsorgung ist mit horrenden Gebühren verbunden. Auf der anderen Seite sind Unternehmer, die eine Produktionsanlage ins Leben rufen möchten, mit ebensolchen Hürden belastet. Die Neuanschaffung kann Millionen von Euro kosten, wenn es sich um eine großflächige Anlage handeln soll.

Theoretisch könnte durch die Auflösung der Produktions­anlage auf der einen Seite und durch die Neugründung der Anlage auf der anderen Seite ein Zusammenschluss der beiden Parteien stattfinden. Realistisch ist das aber nicht, denn niemand weiß, wo gerade stillgelegte Maschinen auf ihre Entsorgung warten. Durch Zwischenhändler lassen sich aber genau diese beiden Parteien zusammenbringen, oft ohne einander persönlich kennenzulernen.

Der Zwischenhändler fungiert als Bindeglied. Er kauft die nicht mehr benötigten Maschinen der einen Partei und arbeitet sie auf. Er nimmt später die Anfrage nach gebrauchten Maschinen entgegen und kann blitzschnell kombinieren. Steht eine passende Maschine bereit, wird sie zu einem günstigeren Preis (verglichen mit dem Neukauf) an den Kunden verkauft. Der ursprüngliche Verkäufer hat ebenfalls profitiert, da er vom Zwischenhändler Geld für den Verkauf seiner Maschine erhalten hat.

Daraus ergibt sich: Ein zufriedener Verkäufer, ein zufriedener Käufer und die Verhinderung einer Neuproduktion, die wiederum mit einer Belastung der begrenzten Ressourcen des Planeten einhergegangen wäre. Hinzu kommt, dass sich alle Beteiligten, inklusive des Zwischenhändlers als grüne und nachhaltige Unternehmen zeigen, die auf eine umweltbewusste Kreislaufwirtschaft setzen. (VM)