Ohne Glanz und Gloria.

NEW BUSINESS Bundeslandspecial - TIROL 2020
600 Swarovski-Mitarbeiter hat die Corona-Krise den Job gekostet. © Swarovski Kristallwelten

Ein schwaches Geschäftsjahr und die Auswirkungen der Corona-Pandemie veranlassten den Tiroler Kristallkonzern Swarovski in seinem Jubiläumsjahr zu einem massiven Stellenabbau.

COVID-19 geht auch an der Luxusindustrie nicht spurlos vorbei. Das bekommt gerade der Tiroler Kristallriese Swarovski deutlich zu spüren. Mit einem bereits schwachen Geschäftsjahr 2019 (2,7 Mrd. Euro Umsatz im Gegensatz zu 3,53 Mrd. im Jahr 2018) startete das Traditionsunternehmen angeschlagen in die Krisenzeit und kündigte schon im März ein Sparpaket an, das einen Jobabbau suggerierte. Seit Mitte Juni ist es nun fix: 200 von 4.800 Mitarbeitern werden den Standort Wattens verlassen müssen, 600 Mitarbeiter sind international betroffen. Zudem werde die Kurzarbeit bis Ende September verlängert, beinahe alle Mitarbeiter betrifft dies. Und das ausgerechnet in jenem Jahr, in dem der Konzern sein 125-Jahre-Jubiläum feiert.

Transformation sei essenziell für den Fortbestand des Unternehmens
Der Konzern selbst erklärt diese Schritte mit massiven Absatzrückgängen im ersten Halbjahr 2020 – zwischen Dezember und Mai sei die Nachfrage auf den großen Absatzmärkten in Asien und den USA deutlich eingebrochen. Es werde mit einer langsamen Rückkehr aus dem Einbruch und einem deutlichen Umsatzrückgang für das gesamte Geschäftsjahr 2020 gerechnet, wie es in einer APA-Meldung heißt. Auch die Organisationsstrukturen und das Geschäftsmodell sollen grundlegend verändert werden. Sämtliche Geschäftsprozesse, -aktivitäten und -felder würden nun überprüft. „In einem ersten Schritt werden die bisher auf verschiedene Geschäftsbereiche verteilten Marketing- und Vertriebsaktivitäten zusammengeführt und verschlankt“, hieß es in der Aussendung. „Diese Transformation ist für den erfolgreichen Weiterbestand von Swarovski essenziell“, sagte der CEO und Vorsitzende der Geschäftsführung, Robert Buchbauer. Bereits die Neustrukturierung der Geschäftsführung sei als Weichenstellung zu deuten. Markus Langes-Swarovski hatte sich mit Ende März 2020 aus dem Executive Board und damit aus der operativen Geschäftsführung zurückgezogen. Er war 18 Jahre lang Teil der Führungsspitze des Unternehmens.

Unterstützung für Unternehmen und Mitarbeiter
Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter bezeichnet indes des Stellenabbau als „bedauerlich“ und sagte den betroffenen Arbeitnehmern bei einer Pressekonferenz Unterstützung zu. Zu einer möglichen Unvereinbarkeit zwischen dem Beziehen von Kurzarbeitsgeldern und dem gleichzeitigen Stellenabbau verwies Platter auf das anstehende Gespräch mit der Swarovski-Geschäftsführung. Auch die Gewerkschaft PRO-GE Tirol meldete sich zu Wort, um den betroffenen Mitarbeitern Beistand zu leisten: „Es gibt eine gesellschaftspolitische Verantwortung gegenüber den Arbeitnehmern. Swarovski kommt dieser Verantwortung leider schon lange nicht mehr nach,“ lautet die Anschuldigung von Geschäftsführer Robert Koschin. „In dieser schwierigen Situation können die Beschäftigten selbstverständlich auf unseren Rückhalt und den des Betriebsrates bauen“, versicherte der betreuende Sekretär Thomas Giner.

Große Bedeutung für Wirtschaftsstandort Tirol
Für den Wirtschaftsstandort Tirol ist die Swarovski-Gruppe von großer Bedeutung. Mit über 6.600 Beschäftigten ist sie der größte private Arbeitgeber Tirols – allein 4.800 davon arbeiten bislang in der Kristallsparte in Wattens. Weltweit hat Swarovski 34.500 Beschäftigte, davon 29.000 im Kristallbereich. Die Swarovski-Gruppe umfasst das Unternehmen Swarovski Optik, das optische Präzisionsinstrumente wie Teleskope und Ferngläser herstellt; Tyrolit, ein führender Hersteller von Schleif-, Säge-, Bohr- und Abrichtwerkzeugen sowie Anbieter von Werkzeugen und Maschinen; und das Swarovski Kristallgeschäft.
Gegründet würde Swarovski vor 125 Jahren vom Glasschleifer Daniel Swarovski, mitten in der zweiten industriellen Revolution. Zum hundertjährigen Unternehmensjubiläum wurde 1995 in Wattens das Museum Kristallwelten als Touristenattraktion eröffnet. Mittlerweile besuchen rund 700.000 Besucher pro Jahr das funkelnde Ausflugsziel.
Auch wenn das Familienunternehmen neben Wattens auch international produziert, blieb es dem Standort Tirol immer treu. (VM)