Klimaschutz-Leitprojekt, das zur Nachahmung einladen soll.

NEW BUSINESS Bundeslandspecial - BURGENLAND 2021
Der Spatenstich für Österreichs einzigen Produktionsstandort für XPS-Dämmstoffe in Purbach. © Austrotherm

Der Dämmstoffpionier Austrotherm investiert 10 Millionen Euro in die nachhaltige Zukunft seiner burgenländischen Produktions- standorte Pinkafeld und Purbach.

Die Anfänge des österreichischen Dämmstoffpioniers Austrotherm gehen auf das Jahr 1953 zurück, als Oswald Nowotny in Wien als erster Unternehmer in Österreich mit der Herstellung von Styropor begann. Zu Beginn konzen­trierte er sich auf den Einsatz von Styropor im Dekorbereich, wie z. B. Schaufensterpuppen oder Büsten. Das eigentliche Marktpotenzial von Styropor lag jedoch in den hervorragenden Wärmedämmeigenschaften, die Nowotny schon bald veranlassten, eine Produktionsanlage für EPS-Dämmplatten zu entwickeln. In Purbach am Neusiedlersee errichtete er im Jahr 1964 ein zusätzliches Plattenwerk, das mit seiner Kapazität von mehr als 30.000 m³ pro Jahr dem wachsenden Bedarf bis Anfang der 80er-Jahre gerecht wurde. Nowotny EPS-Platten wurden auf Grund ihrer hervorragenden Eigenschaften von der heimischen Bauwirtschaft sehr rasch als hochwertiger Dämmstoff akzeptiert, weshalb bereits im Jahr 1982 die Kapazitäten durch die Übernahme eines in Pinkafeld ansässigen Styroporherstellers erweitert werden mussten.

Nachhaltige Investitionsoffensive im Burgenland
Der große Erfolg hatte die Landesgrenzen bald überschritten. Als mittlerweile führender Anbieter im Bereich klimaschützender Wärmedämmung in Mittel- und Osteuropa verfolgt Austrotherm einen internationalen Expansionskurs. Seinen burgenländischen Standorten ist das Unternehmen jedoch bis heute treu geblieben.
Corona zum Trotz werden insgesamt 10 Millionen Euro in Pinkafeld und Purbach investiert. Der Startschuss fiel im Herbst 2020 mit dem Spatenstich zur Errichtung neuer Lagerhallen für die Fertigwaren, eines neuen Lagerbüros und von Sozialräumlichkeiten an Österreichs einzigem Produktionsstandort für XPS-Dämmstoffe in Purbach. „Allen Corona-Widrigkeiten zum Trotz haben wir ein Investitionsprogramm gestartet, das unsere beiden Standorte im Burgenland zukunftsfit machen wird. Wir investieren in die Modernisierung der Infrastruktur und in die Optimierung der Abläufe der Standorte, um die Effizienz und Arbeitssicherheit zu erhöhen und gleichzeitig eine weitere Reduktion des eigenen CO2-Fußabdrucks zu erzielen. Als positiver Nebeneffekt kommt ein Großteil des Investitionsvolumens der regionalen Bauwirtschaft zugute“, freut sich Geschäftsführer Klaus Haberfellner.
Am Standort Purbach werden Fertigwaren-Lagerhallen mit einer Gesamtfläche von 3.600 m2 sowie ein neues Lagerbüro mit Sozialräumlichkeiten wie Pausen- und Warteräume für Mitarbeiter und LKW-Fahrer errichtet. Das neue Gebäude ist in ein ganzheitliches Werksverkehrskonzept eingebunden, welches von den Logistikexperten des Fraunhofer Instituts entwickelt worden ist. Die Optimierung und Neuregelung der Verladezone reduziert die Fahrtstrecken der Abhol-LKWs am Werksgelände um 70 Prozent. Das entspricht einer Strecke von ca. 14.000 km pro Jahr und vermindert dementsprechend den CO2-Ausstoß und Geräuschpegel. Weiters wird in Produktionsanlagen investiert, um das Recycling von XPS-Dämmstoffplatten am Standort weiter ausbauen zu können.

„Green Building“ in Pinkafeld
Am Standort Pinkafeld wird seit November an der Errichtung eines Plus-Energie-Bürogebäudes nach dem Niedrigstenergie-Standard (Heizwärmebedarf: 19,88 kWh/m2a) gearbeitet, das ab Inbetriebnahme im Sommer 2021 mehr Energie produzieren wird, als für den Betrieb notwendig ist. Ermöglicht wird das durch den Einsatz hocheffizienter Austrotherm-Dämmstoffe, die vom Untergrund über die Fassade bis zum Dach zum Einsatz gelangen, einer Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Kühlheizdecke und einer Photovoltaik-Anlage. Der Stromüberschuss wird im Werk für die energieeffiziente Dämmstoffproduktion verwendet, zum Betanken von Elektro-Dienst- und Besucherfahrzeugen oder wird in das lokale Netz eingespeist. In Summe werden in Pinkafeld für die neuen Gebäude mit Zufahrt und neuem Verkehrssystem drei Mio. Euro investiert.
„Mit der Errichtung des Plus-Energie-Bürogebäudes möchten wir demons­trieren, was heute beim Bau eines Bürokomplexes technologisch möglich ist. Nämlich nicht nur Energie und CO2 extrem einzusparen, sondern sogar noch Stromüberschuss zu produzieren. Die Basis dazu liefern wir mit unseren hocheffizienten und nachhaltig produzierten Dämmstoffen. Wir schaffen damit ein Klimaschutz-Leitprojekt, das zur Nachahmung einladen soll“, so Klaus Haberfellner.

Bürogebäude, Schulungszentrum, Werkstätte, E-Tankstellen u. v. m.
Der moderne Ziegelbau ist für bis zu 30 Arbeitsplätze ausgelegt, nach Fertigstellung werden 22 Mitarbeiter in die neuen Büroräumlichkeiten übersiedeln. Neben einem Empfangsbereich wird ein Schulungszentrum errichtet, das bis zu 80 Personen für Weiterbildung und Praxistraining zur Verfügung stehen wird – komplett barrierefrei ausgeführt. Im selben Gebäudekomplex entsteht auf knapp 1.000 m2 eine Werkstätte für Instandhaltungsarbeiten. Am Parkplatz werden vier E-Tankstellen installiert, die sowohl für Austrotherm-Dienstfahrzeuge als auch für Besucher als Ladeinfrastruktur bereitstehen werden. Insgesamt verfügt das Plus-Energie-Bürogebäude über eine Nutzfläche von knapp 1.500 m2.
Im Werk Pinkafeld werden außerdem Digitalisierungs- und Automatisierungsprojekte umgesetzt, um innerbetriebliche Prozesse effizienter und schneller zu gestalten. So ermöglicht zum Beispiel das fahrerlose Transportsystem einen effizienteren Transport von EPS-Blöcken und bietet höhere Qualität, indem es Transportschäden verhindert.
Zur Optimierung des Werksverkehrs wird der LKW-Verkehr am Standort Pinkafeld in Zukunft in einem Einbahnsystem geführt. Damit wird der Schallpegel für die Anrainer reduziert und für mehr Arbeitssicherheit gesorgt. (BO)

INFO-BOX
Über Austrotherm
Die Austrotherm-Gruppe erzielte im ­Geschäftsjahr 2020 einen Umsatz von 343 Millionen Euro und beschäftigte per 31. Dezember 2020 in Summe 1.100 Mitarbeiter. Die in österreichischem Familienbesitz befindliche Austrotherm-Gruppe verfügt nun aktuell in 11 Ländern über insgesamt 23 Produktionsstandorte für Dämmstoffe. Neben der Zentrale in ­Wopfing und den Werken in Pinkafeld und Purbach sowie in Polen ist der Dämmstoffpionier mit Unternehmen in Bosnien-­Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Kroatien, Rumänien, Serbien, Slowakei, Ungarn und der Türkei vertreten. Die ­Austrotherm-Gruppe ist ein Unternehmen der Schmid Industrieholding.