US-Zinsen dürften weiter stark steigen © APA - Austria Presse Agentur

Angesichts der hohen Inflation treibt die US-Notenbank Fed den Leitzins im Eiltempo nach oben. Sie erhöhte ihn am Mittwoch zum dritten Mal in Folge ungewöhnlich kräftig um einen Dreiviertel-Prozentpunkt - auf die neue Spanne von 3,00 bis 3,25 Prozent. Und an den Terminmärkten wird bereits auf einen vierten XXL-Schritt der Zentralbank im November spekuliert.

Denn die Währungshüter signalisierten, dass sie nachlegen und den Preis des Geldes bis zum Jahresende im Mittel auf ein Niveau von 4,4 Prozent hieven könnten. Laut Fed-Chef Jerome Powell muss der Zins ausreichend steigen, um dem Preisauftrieb wirksam Paroli zu bieten: "Wir wollen handfeste Beweise sehen, dass die Inflation sinkt", betonte der oberste US-Währungshüter.

Die Teuerungsrate fiel im August zwar auf 8,3 Prozent von 8,5 Prozent im Juli. Doch war mit einem deutlicheren Abebben der Inflationswelle gerechnet worden. Vor diesem Hintergrund sieht Powell keinen Grund für die Fed, sich zurückzulehnen: "Wir werden dran bleiben, bis wir zuversichtlich sind, dass die Arbeit in Sachen Inflation erledigt ist."

Die Notenbank peilt als Idealwert für die Konjunktur eine Jahresteuerung von 2,0 Prozent an, ist von ihrem erklärten Ziel aber noch immer meilenweit entfernt. Um ihre Glaubwürdigkeit als Hüterin der Preisstabilität zu wahren, muss sie verhindern, dass sich die Verbraucher auf eine anhaltend hohe Inflation einstellen.

"Der amerikanischen Notenbank stemmt sich mit ihren raschen Zinserhöhungen gegen die Inflation und dieser Weg geht weiter", sagte ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann. Schon Anfang November werde der Leitzins das Vier-Prozent-Niveau erreicht haben. Besonders der Anstieg der um Energie und Lebensmittel bereinigten Kerninflation auf über sechs Prozent zeige, wie breit die Inflationsdynamik inzwischen geworden sei.

Ende kommenden Jahres soll der Leitzins laut den Projektionen der Währungshüter bei 4,6 Prozent landen, womit Marktspekulationen auf mögliche Senkungen in der zweiten Jahreshälfte 2023 die Spitze genommen wurde.

Unter Investoren geht die Furcht um, dass eine zu aggressive Gangart die Konjunktur abwürgen könnte. Powell sagte dazu, niemand wisse, ob es zu einer Rezession komme und wenn ja, wie tiefgreifend sie sein werde. Für das laufende Jahr rechnen die Währungshüter beim Bruttoinlandsprodukt (BIP)lediglich mit einem mageren Plus von 0,2 Prozent. Im Juni hatten sie noch einen Zuwachs von 1,7 Prozent veranschlagt. 2023 soll es mit der Wirtschaftsleistung dann wieder aufwärts gehen und ein Plus von 1,2 Prozent herausspringen. Im Juni hatten die Fed-Oberen allerdings noch 1,7 Prozent veranschlagt.

"Die abgesenkten Wachstumserwartungen der Notenbank und die gleichzeitig höheren Zinserwartungen zeigen, dass die Notenbank auch eine milde Rezession und einen gewissen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Kauf nehmen wird, um die hohe Inflation einzudämmen", erklärte Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust.

Diese Botschaft kam an der Wall Street nicht gut an. An den Börsen zogen sich die Aktienanleger unmittelbar nach dem Zinsentscheid zurück. Die US-Indizes, die zuvor leicht im Plus gelegen hatten, drehten in die Verlustzone. Gleichzeitig nahm der Dollar noch mehr Fahrt auf. Der Dollar-Index erklomm bei 111,45 Punkten ein frisches 20-Jahres-Hoch. Der Euro rauschte um anderthalb Prozent auf 0,9827 Dollar nach unten. Der Goldpreis drehte ins Minus, auch die Ölpreise gaben weiter nach. US-Staatsanleihen flogen aus den Depots, im Gegenzug stieg die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries auf 3,64 Prozent und lag damit so hoch wie seit 2011 nicht mehr.