Start-ups weltweit haben im vergangenen Jahr Rekordgelder von Investoren eingeworben. Insgesamt flossen 671 Milliarden Dollar (rund 588 Milliarden Euro) Risikokapital in junge Firmen, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der Prüfungs-und Beratungsgesellschaft KPMG zeigt. Das sei fast doppelt so viel Geld wie im coronageprägten Vorjahr (plus 94 Prozent). Aus österreichischer Sicht erfolgreichstes Start-up ist derzeit die Online Nachhilfeplattform Gostudent.

Das heimische Unternehmen erhielt 2021 275 Mio. Euro und im Jänner 2022 weitere 300 Mio. Euro Kapital und wurde dadurch zuletzt mit einem Firmenwert von 3 Mrd. Euro bewertet. Insgesamt war 2021 für die österreichische Start-up-Szene das mit Abstand erfolgreichste Jahr. Risikokapitalgeber haben in Jungfirmen die Rekordsumme von über 1,2 Mrd. Euro investiert. 2019 und 2020 waren es jeweils nur etwas über 200 Mio. Euro. Rund die Hälfte der Investments entfiel 2021 mit 367 Mio. Euro auf die Krypto-Plattform Bitpanda und auf die Online-Nachhilfefirma GoStudent. Beide Start-ups erreichten hierzulande erstmals eine Milliardenbewertung.

Weltweit ging ein großer Teil der Investitionen der Studie zufolge an "Einhörner", also Start-ups mit einer Marktbewertung von bereits mehr als einer Milliarde Dollar.

Deutschland profitierte mit 19,6 Milliarden Dollar Risikokapital (plus 158 Prozent) im Jahr 2021 überdurchschnittlich stark von dem Boom - wie auch Europa insgesamt. So warben etwa die von zwei Österreichern gegründete Smartphone-Bank N26 und der Lieferdienst Flink, beide aus Berlin, rund 900 Millionen Dollar bzw. 750 Millionen Dollar ein. Die beiden Deals waren laut KPMG europaweit die größten im letzten Quartal 2021. Der Lieferdienst Gorillas schaffte zudem eine große Kapitalerhöhung.

Viele Einhorn-Start-ups dürften zum möglicherweise letzten Mal hohe Summen aufgebracht haben, bevor sie ihren Ausstieg angingen, sagte KPMG-Experte Ashkan Kalantary. "Es entstehen aber in erheblichem Tempo auch immer wieder neue Einhörner." Starke Investitionen und das anhaltende Streben nach Digitalisierung dürften dazu beitragen, dass die Wagniskapital-Investitionen im ersten Quartal 2022 hoch bleiben.

Start-ups mit ihren meist technologiebasierten Geschäftsmodellen profitieren davon, dass die Digitalisierung in der Pandemie einen Schub bekommen hat. Ob Homeoffice, Online-Shopping, Streaming, Essenslieferungen oder Finanzgeschäfte - Corona verstärkt Trends. Zudem ist angesichts der weltweiten Niedrigzinsen viel Geld im Markt.

Start-ups sind auf Investoren angewiesen, da sie anfangs keine Gewinne schreiben. Spezialisierte Fonds und große Konzerne stecken Wagniskapital in junge Firmen in der Hoffnung, dass sich deren Ideen durchsetzen. Bei der Finanzierung und Börsengängen von Start-ups hat Deutschland aber trotz Fortschritten Nachholbedarf. Viele Start-ups zieht es in die USA mit ihrem starken Kapitalmarkt. Dort erreichten die Wagniskapital-Investments allein im Schlussquartal 2021 einen Rekord von rund 88,2 Milliarden Dollar, so KPMG.

(APA)