Thomas Schmid war zurückgetreten © APA - Austria Presse Agentur

Der nach dem Rücktritt von Thomas Schmid vakante Chefposten bei der Staatsholding ÖBAG wird trotz der zuletzt geäußerten Kritik wieder als Alleinvorstand ausgeschrieben. Die Stellenausschreibung, die dem "Kurier" am Montag vorlag, sieht einen "alleinvertretungsbefugten Vorstand" vor. Wie die Zeitung online berichtete, ist das Anforderungsprofil unüblich knapp gehalten.

Gefordert wird "bewiesene Managementkompetenz mit ausgeprägter strategischer Konnotation" und "idealerweise Aufsichtsratserfahrung". Benötigt wird zudem Expertise in "komplexem Stakeholder Management" sowie Umgang "mit einem privatwirtschaftlichen Umfeld mit öffentlicher Berührung sowie für das Management internationaler Partnerschaften".

Man habe sich in Beratung mit dem Headhunter Egon Zehnder ganz bewusst zu einer breiten Ausschreibung entschlossen, "um eine gute Auswahl an Kandidaten zu bekommen. Personen in solchen Führungspositionen haben unterschiedliche berufliche Hintergründe, persönliche Eigenschaften und auch unterschiedliche Qualifikationen", erklärt dazu ÖBAG-Aufsichtsratsvorsitzender Helmut Kern gegenüber der Zeitung. "Die Ausschreibung ist auf niemanden zugeschnitten."

"Internationale Erfahrung", wie sie Schmid aus seiner Ausschreibung streichen ließ, wird auch dieses Mal nicht gefordert. "Wenn ein Manager zehn Jahre im Ausland war, kann das hilfreich sein, ist aber keine Bedingung", so Kern dazu.

Die Bewerbungsfrist endet mit 24. Juli. Neben den Bewerbern, die sich auf die Ausschreibung melden, wird Zehnder auch den Markt durchforsten und von sich aus potenzielle Kandidaten ansprechen, also einen zusätzlichen Such-Prozess durchführen.

Das Einkommen ist in der Ausschreibung nicht angegeben. Kern schloss gegenüber dem "Kurier" eine siebenstellige Jahresgage aus, er hofft "auf jemanden mit materieller Unabhängigkeit, für den die Bezahlung nicht im Vordergrund steht". Die Zeitung mutmaßt ein Gehalt zwischen 600.000 und 800.000 Euro. Schmid hatte, je nach Boni, 400.000 bis 600.000 Euro im Vertrag.

Im Spätsommer sollen die Hearings stattfinden. Mitte September dürfte die Entscheidung über die Nachfolge des ausgeschiedenen Schmid erfolgen, der nach kompromittierenden Chats ging. Als Dienstantritt des neuen Vorstands sei Anfang 2022 realistisch. Diesen Zeitplan nannte Kern in den "OÖN" (Montag). "Die Ausschreibung einer derart bedeutenden Funktion muss international erfolgen", so Kern. Gleichzeitig sei es unabdingbar zu wissen, "wie die Republik tickt". "Es geht um Wertsteigerung, Standortsicherung und Sicherung von Arbeitsplätzen."

In Österreich werden derzeit etwa der frühere Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber, BIG-Chef Hans-Peter Weiss und Siemens-Chef Wolfgang Hesoun als Kandidaten für den Vorstandsposten der Holding, die elf staatliche Beteiligungen im Wert von knapp 27 Mrd. Euro steuert, kolportiert.

Mit dem Rücktritt von Schmid müssen auch eine Reihe von Aufsichtsratsmandaten in Staatsfirmen neu besetzt werden. Die Nachbesetzungen würden Kern und die Interimsvorständin Christine Catasta regeln und die entsprechenden Gespräche mit den Aufsichtsräten und Vorständen der Unternehmen führen. Im Verbund sei Catasta bereits Vorsitzende des Prüfungsausschusses im Aufsichtsrat. In der Telekom Austria sei man aufgrund des Syndikats mit America Movil nicht unter Zeitdruck. In der OMV ist Aufsichtsratsvorsitzender Mark Garrett auf einem ÖBAG-Ticket aktiv. Kern sieht hier keinen Zeitdruck. Und bei der Bundesimmobiliengesellschaft stehe die Generalversammlung im Herbst bevor.

Kritik an der Ausschreibung kam am Montag von SPÖ und NEOS. SPÖ-Budgetsprecher Jan Krainer tat angesichts des im "Kurier" kolportierten Salärs kund, dass "die ÖVP jedes Maß verloren hat im Umgang mit öffentlichen Geldern". Er fordert, dass das Jahresgehalt des ÖBAG-Vorstands jenes des Bundeskanzlers, also rund 320.000 Euro, nicht übersteigen dürfe. Die NEOS forderten einen Gehaltsdeckel von rund 300.000 Euro pro ÖBAG-Vorstand. Beide Oppositionsparteien sind gegen einen Alleinvorstand und fordern ein Vier-Augen-Prinzip. "Sogar der Österreichische Corporate Governance Kodex empfiehlt, dass der Vorstand aus mehreren Personen besteht", sagte NEOS-Wirtschaftssprecher Josef Schellhorn. In den vergangenen Tagen haben sich auch zahlreiche Experten für eine Doppelspitze ausgesprochen.