Die heimischen Seilbahnen sind seit Weihnachten in Betrieb © APA - Austria Presse Agentur

Mit der Ankündigung der Regierung, den Lockdown angesichts der aktuellen Infektionslage zu verlängern, sind die ohnehin schon schlechten Karten im Tourismus ein weiteres Mal neu gemischt. "Zu Weihnachten hatten wir noch die Hoffnung, dass es im Februar doch zu einer Öffnung der Hotels kommt - diese Perspektive hat sich nun in Luft aufgelöst", sagte der WKÖ-Seilbahnen-Obmann Franz Hörl zur APA. Die Liftbetreiber fahren ihr Angebot unter der Woche nun zum Teil herunter.

"Es kann zu kleinen Einschränkungen kommen", bestätigte der Branchensprecher in der Wirtschaftskammer Österreich, der auch Tiroler Wirtschaftsbundobmann und ÖVP-Nationalratsabgeordneter ist. Manche Betreiber wollen ihr Angebot wegen der niedrigen Umsätze werktags kappen. Statt an sieben Tagen werden einige nur drei- bis viermal die Woche offenhalten, also auf einen verlängerten Wochenendbetrieb umstellen. Im Februar soll dann aber in allen Bundesländern in der jeweiligen Semesterferienwoche der Vollbetrieb aufgenommen werden, stellte der Obmann der heimischen Seilbahnwirtschaft in Aussicht.

"Grosso modo ist der Wille unserer Seilbahnen ungebrochen, das Angebot so groß wie möglich zu belassen und offenzuhalten", betonte Hörl. Die nunmehr behördlich verfügte Zwei-Meter-Abstandsregel gilt fortan auch für die Seilbahnwirtschaft. Das sei "schwierig und eine Herausforderung", werde aber bewältigt. Die FFP2-Maskenpflicht beim Anstellen zu den Liften und in der Gondel gelte bereits seit der Öffnung der Pisten am 24. Dezember. Seilbahnen sind öffentliche Verkehrsmittel. Die Regierung verfügte eine maximal erlaubte Kapazitätsauslastung von 50 Prozent. Die Gondeln dürfen also höchstens bis zur Hälfte gefüllt sein.

Das Geschäft der Liftbetreiber liegt am Boden. Hörl bezifferte den geschätzten Umsatzsatzverlust der Branche gegenüber der Vorjahressaison mit 1,3 Mrd. Euro netto - im heurigen Winter kommen die Seilbahnbetreiber voraussichtlich auf nur 300 bis 400 Mio. Euro. "Das ist eine dramatische Situation", so der Seilbahnen-Sprecher. In Summe leide die gesamte touristische Wertschöpfungskette, vom Baunebengewerbe bis hin zum Lebensmitteleinzelhändler - dem Wintertourismus inklusive nachgelagerte Bereiche fehlten heuer 9,5 Mrd. Euro, sagte er unter Berufung auf Daten des Marktforschers Manova. "Das zeigt das wahre Ausmaß dieses Albtraums", sagte Hörl.

Die Seilbahnbetreiber erhielten aber wie andere Unternehmen auch Unterstützung von der Regierung. "Es war dringend notwendig, dass diese Wirtschaftshilfen geflossen sind - durch das Förderprogramm der Regierung wird die Situation einigermaßen gelindert", so der Branchensprecher.

Bei Liftschließungen seien Zahlungen an Saisonkartenbesitzer zu leisten, mahnte Tirols Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl in der Tiroler Ausgabe der "Kronen Zeitung" vom Donnerstag. "Sollte es zur Sperre von Anlagen kommen, braucht es eine Entschädigung für Dauerkartenbesitzer", forderte der AK-Chef. "Der Herr Zangerl soll sich keine Sorgen machen - es wäre billiger, die Saisonkarten auszubezahlen und zuzusperren", konterte Hörl. "Wir wollen das nicht, auch wenn wir Verluste machen", setzte er nach.

"Wir wollen Skifahren für unsere Einheimischen anbieten, weil wir in der Region verwurzelt sind und uns moralisch verpflichtet fühlen, offenzuhalten - der Betrieb der Seilbahnen ist ein philanthropisches Projekt", meinte der WKÖ-Funktionär und Politiker. "Es gibt wenige, die nicht in Betrieb sind", sagte er und verweis dabei auf "Ischgl und zwei bis drei Kleine österreichweit".

Als öffentliches Verkehrsmittel gilt für Seilbahnen eine Beförderungspflicht. Dahinter steht auch ein starker politischer Wille. "Es war Wunsch der Bundesregierung, die Outdoor-Sportmöglichkeiten - Eislaufen, Pisten, Seilbahnen - aufrechtzuerhalten", sagte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) diese Woche vor Journalisten. Seilbahnen zu schließen liege aber "im Ermessensspielraum der Bundesländer". Es hätten sich alle Landeshauptleute dafür ausgesprochen, die Pisten zumindest für die Einheimischen offenzuhalten, so die Ministerin. "Seit Weihnachten ist die Kompetenz zu öffnen oder zu schließen bei den Landeshauptleuten gelandet", bestätigte Hörl. Es wäre aber nicht schwierig, die Betriebspflicht - angesichts der Krisenlage - aufzuheben. Das könne jedes Land beschließen. Und auch der Unternehmer könne einen entsprechenden Antrag bei der Behörde stellen.

Die touristische Wintersaison neigt sich dem Ende zu, hat aber de facto noch gar nicht begonnen. Die Umsätze der Bergbahnen kommen diesen Winter nicht auf Touren - seit Anfang November, in Normaljahren der Start in die Wintersaison, ist der Tourismus wegen der Coronapandemie komplett heruntergefahren. Erst seit Weihnachten sind die Pisten für Einheimische und Tagesausflügler offen. Hotels und Restaurants sind seit dem 3. November zu. Während für manche Bereiche, wie etwa den Handel, Friseure und Museen ab dem 8. Februar Lockerungen geplant sind, bleiben die Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe über dieses Datum hinaus behördlich geschlossen.

Hörl sorgt sich nun um die gesamte Wintersaison 2020/21. "Das wird sicher in den nächsten eineinhalb Jahren nachwirken", erwartet der Branchensprecher. Die Hotels und Restaurants dürfen bis weit in den sonst umsatzstarken Februar hinein nicht öffnen. Dann bliebe nur noch die Nachsaison mit dem März. Das hätte er sich nie vorstellen können, dass in Tirol einmal das Wintergeschäft komplett ausfällt. Der Wintertourismus ist stark von Urlaubern aus dem Ausland, vor allem aus Deutschland und den Niederlanden, abhängig. Österreich gilt aber international als Corona-Risikogebiet. Zahlreiche Reisewarnungen sind aufrecht.