Die Bank erwartet in der zweiten Jahreshälfte mehr Kreditnachfrage © APA - Austria Presse Agentur

Weniger Risikokosten im Vergleich zum Vorjahr haben der Raiffeisen Bank International (RBI) im ersten Quartal 2021 um ein Fünftel mehr Gewinn gebracht. Unterm Strich blieben 216 Mio. Euro und damit um 22 Prozent mehr als im Vorjahresquartal übrig. Einnahmenseitig gab es beim Zins- sowie beim Provisionsüberschuss Rückgänge zu sehen. Das Kundenkreditvolumen zog indessen leicht an.

"Wir sind mit der Entwicklung des ersten Quartals zufrieden. Im März hat die Kreditnachfrage an Fahrt aufgenommen," sagte RBI-Vorstandsvorsitzender Johann Strobl am Freitag laut Aussendung. Im ersten Quartal stieg das Kundenkreditvolumen um 1,3 Prozent auf rund 91,9 Mrd. Euro.

Die Nachfrage nach Krediten und Bankdienstleistungen sei jedoch konjunkturbedingt im ersten Jahresviertel noch verhalten gewesen, die Coronapandemie und ihre Folgen würden das Umfeld weiterhin prägen. Strobl sieht jedoch schon jetzt erste Verbesserungen. "Die wirtschaftliche Erholung ist sichtbar und wird sich in den kommenden beiden Jahren nachhaltig fortsetzen", so Strobl. Auch bei den CEE-Währungen, die im vergangenen Jahr abgewertet hatten, sei im ersten Jahresviertel 2021 wieder "ein spürbarer Aufwertungstrend" zu sehen gewesen.

Ab dem zweiten Halbjahr 2021 rechnet die Bank wieder mit mehr Dynamik beim Kreditwachstum. Vor allem in Ungarn werde für 2021 sowie für das kommende Jahr ein starkes Kreditwachstum im zweistelligen Prozentbereich gesehen. Dagegen dürfte Kroatien wegen der starken Abhängigkeit vom Tourismus den anderen Regionen hinterherhinken, so Strobl bei der RBI-Analystenkonferenz am Freitag. Im Privatkundenbereich werde das Kreditgeschäft vor allem von Hypothekenkrediten und verstärkter Kundennachfrage getrieben. Im Firmenkundengeschäft rechnet die Bank damit, dass nach einer Normalisierungsphase nach der Covid-Krise wieder mehr Investitionskredite nachgefragt werden.

Im ersten Quartal 2021 wirkte positiv auf das Ergebnis, dass nur wenig Neubildungen für tatsächlich ausgefallene Kredite (Stage 3) notwendig waren. Die Neubildungsquote für die Risikovorsorgen lag bei 35 Basispunkten, Ende 2020 lag sie noch bei 68 Basispunkten.

Für das Gesamtjahr rechnet die RBI jedoch mit einer Neubildungsquote von 75 Basispunkten. Grund seien auslaufende Moratorien und Staatshilfen und in Folge steigende Ausfallraten. Aber auch Virusmutationen, die die bisherigen Fortschritte im Kampf gegen die Pandemie beeinträchtigen, könnten die Risikokosten negativ beeinflussen, sagte Chief Risk Officer (CRO) Hannes Mösenbacher. Potenziell positiv wären dagegen weitere staatliche Unterstützungsmaßnahmen sowie eine gute Entwicklung in der Industrie. Kunden würden derzeit von einer guten Auftragslage berichten.

Die Risikovorsorgen (Wertminderungen auf finanzielle Vermögenswerte) gingen im ersten Jahresviertel von 153 Mio. Euro auf 79 Mio. Euro zurück. Auch die Quote der notleidenden Kundenforderungen ("Non Performing Exposures"/NPE) sank wegen höherer Veranlagungen bei Zentralbanken um 0,1 Prozentpunkte auf 1,8 Prozent.

Operativ trugen gesunkene Verwaltungskosten (minus 5,4 Prozent auf 692 Mio. Euro) zu einem besseren Konzernergebnis bei. Zins- und Provisionsüberschuss waren dagegen rückläufig. Währungsabwertungen in Russland und der Ukraine sowie Zinssenkungen in zahlreichen Märkten drückten den Zinsüberschuss um 13 Prozent auf 767 Mio. Euro. Der Provisionsüberschuss ging um 3,2 Prozent auf 434 Mio. Euro zurück. Das Betriebsergebnis lag um 17,7 Prozent (567 Mio. Euro) unter dem Vorjahresniveau.

Die Kostenquote verschlechterte sich von 51,5 Prozent im Vorjahresquartal auf 55 Prozent. Die Eigenkapitalrentabilität (Konzern-Return on Equity/RoE) lag bei 6,5 Prozent, nach 5,6 Prozent im 1. Quartal 2020. Die harte Kernkapitalquote (CET1) blieb unverändert zum Ende 2020 bei 13,6 Prozent.

Neben einem anziehenden Kreditwachstum rechnet die RBI für heuer auch mit einer sich verbessernden Eigenkapitalrentabilität. Das mittelfristige Ziel liege bei 11 Prozent. Für die harte Kernkapitalquote (CET1) bestätigt die RBI das Ziel von 13 Prozent.

Die Ausschüttungsquote für eine Dividende soll bei 20 bis 50 Prozent vom Konzerngewinn liegen. Im April wurde bereits eine Dividende von 0,48 Euro je Aktie ausgeschüttet. Ob es im Herbst eine weitere Ausschüttung gibt, sei noch unsicher, so Strobl. Makroökonomisch sehe er keinen Grund, warum die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Empfehlung, keine oder nur geringe Dividenden auszuschütten, über Ende September hinaus verlängern sollte. Jedoch könnten die Ergebnisse der heurigen Stresstests die Zentralbank noch zu mehr Vorsicht bewegen, so der Bankchef.