Holzmann: Zinsentwicklung ist derzeit ein Blick in die Glaskugel © APA - Austria Presse Agentur

Die Wirtschaft und die Staatsbudgets stehen weiter im Zeichen der Pandemie und deren Nachwirkungen. Zwar gibt es wieder Wachstum - doch die Herausforderungen etwa auf dem Arbeitsmarkt bleiben weltweit, in der Eurozone und in Österreich groß. "Wichtig ist es, die verlorenen Jobs auf dem Arbeitsmarkt wieder herzustellen und vor allem auch Langzeitarbeitslose wieder zu integrieren", sagte OeNB-Gouverneur und EZB-Direktoriumsmitglied Robert Holzmann im APA-Interview.

"Den Unternehmen muss nicht nur geholfen werden, zu überleben, sondern auch eine Chance zur Weiterentwicklung gegeben werden", sagte der Notenbanker am Dienstagabend in Alpbach in Tirol. "Absolut" gebe es Chancen. Solche entstünden auch aus den Maßnahmen gegen den Klimawandel. "Es gilt, die Dekarbonisierung dafür zu nutzen, die in Österreich schon gut entwickelten Technologien und Verfahren zu benutzen, um Österreich zu einem der führenden Länder Europas in der Umsetzung solcher Technologien zu machen."

Holzmann sieht auch die Digitalisierung als Chance. "Das betrifft im Prinzip einfach klingende Projekte, die bisher aber noch nicht umgesetzt wurden wie etwa den Breitbandausbau im ländlichen Bereich." Das alleine reicht wirtschaftspolitisch allerdings noch nicht: die dahinterstehenden Prozesse müssen auch umgestellt werden." Es gehe also "um eine wirtschaftspolitische Begleitung der KMU, damit diese die Übersetzung der Technologie für ihre Prozesse richtig nutzen. Das muss dabei sein, sonst hat man keine Produktivitätsfortschritte."

Wie soll es mit den Krisenhilfen in Österreich im Lichte des Staatsbudgets weiter gehen? "Die öffentliche Hand sollte in Zukunft ganz gezielt der Wirtschaft durch Infrastrukturinvestitionen helfen, klimaneutral zu werden."

Und in der Eurozone? "Nachdem die aktuellste Inflationsinformation für August in der Eurozone 3,0 Prozent beträgt, kann man über ein Auslaufen des PEPP-Programms nachdenken. Bei anhaltender wirtschaftlicher Erholung sollte dieses Programm wie geplant Ende März 2022 auslaufen. "Die Käufe dazu im heurigen letzten Vierteljahr könnten zurückgefahren werden. So würde man am Ende auch einen Klippeneffekt vermeiden."

Bezüglich einer möglichen Anhebung der Zinsen müsse derzeit vor allem auch die Lage in den USA genau beobachtet werden. Alles Weitere sei derzeit "ein Blick in die Glaskugel". Generell gelte, dass nur wenn die Inflation auf nicht absehbare Zeit deutlich über dem Zielwert von zwei Prozent liege, über eine Anhebung der Zinsen nachgedacht werde. "Aber so weit sind wir noch nicht."

(Das Gespräch führte Philip Stotter/APA)