Lufthansa plant weiteren Personalabbau © APA - Austria Presse Agentur
Die AUA-Mutter Lufthansa nimmt die bereits im Mai angekündigte Kapitalerhöhung in Angriff und umwirbt Investoren mit neuen Spar- und Gewinnzielen. Zur Vorbereitung einer Kapitalerhöhung seien vier Banken beauftragt worden, erklärte die Airline am Montag. Bis 2024 will man eine operative Rendite von mindestens 8 Prozent des Umsatzes erzielen. Dazu sollen bis 2024 die Kosten um 3,5 Mrd. Euro im Vergleich zu 2019 sinken. Für die Airline ist zudem die akute Coronakrise beendet.
Die Lufthansa war durch die Coronakrise in Existenznot geraten und musste mit einem Finanzrahmen von 9 Mrd. Euro von Deutschland und anderen Sitzländern gestützt werden. Sobald der Zugang zum Kapitalmarkt wieder möglich war, besorgte sich das Unternehmen über Anleihen Geld, um möglichst schnell die staatliche Hilfe zurückzuzahlen. Die Aktionäre hatten auf der Hauptversammlung im Mai der Lufthansa grünes Licht gegeben, bis zu 5,5 Mrd. Euro frisches Kapital aufzunehmen. Nach früheren Reuters-Informationen will sich die Lufthansa bald mindestens 3 Mrd. Euro besorgen, um die stille Einlage des Bundes zu tilgen.
Der mit 20 Prozent an der Lufthansa beteiligte staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) wird voraussichtlich bei der Kapitalerhöhung mitziehen - allerdings ohne dafür zusätzliches Geld des Steuerzahlers auszugeben. Der WSF müsse dem Plan noch zustimmen, erklärte die Lufthansa weiter.
Auf Deutschland entfielen insgesamt 6,8 Mrd. Euro des staatlichen Rettungspakets für die Lufthansa. Davon hat die Airline-Gruppe erst gut 2 Mrd. Euro in Anspruch genommen und das zur Hälfte mit dem Geld aus neuen Anleihen schon wieder getilgt, sodass die Lufthansa dem Staat derzeit rund 1 Mrd. Euro schuldet. Sollte eine Kapitalerhöhung um 3 Mrd. Euro gelingen, könnte diese Summe schon früher als bisher geplant zurückgezahlt werden. Der Staat müsste dann sein Aktienpaket, für das er rund 300 Mio. Euro zahlte, bald verkaufen.
Die Lufthansa könnte sich damit von Auflagen befreien, die sie im Gegenzug für staatliche Hilfe einhalten muss: das Verbot, Dividende an Aktionäre zu zahlen oder Zinsen an Anleihenbesitzer sowie Bonuszahlungen an Führungskräfte. Auch könnte sie wieder früher als gedacht an Übernahmen denken. Bisher war geplant, die Staatshilfe erst 2023 zu tilgen. Geld soll auch durch den Verkauf des internationalen Caterings, die Finanztochter Airplus und einen Teil von Lufthansa Technik hereinkommen.
Die Kranich-Airline will nun durch einen gründlichen Umbau gestärkt aus der Coronakrise hervorgehen. Seit April habe sich die Lage in der Luftfahrt deutlich verbessert durch sinkende Covid-Infektionszahlen, den Fortschritt beim Impfen und die Einführung des digitalen Impfpasses in der EU, erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Dienstag. "Wir sind nicht zurück auf normal, doch es ist jetzt Zeit, zuversichtlich nach vorne zu schauen", sagte er.
Seine wichtigste Botschaft mit Blick auf die angekündigten Pläne zu einer Kapitalerhöhung sowie neuen Spar- und Renditezielen sei: "Wir schalten um vom Krisenmodus in den Transformationsmodus." Die Coronakrise habe den Wandel beschleunigt, sodass die Lufthansa "stärker, effizienter, profitabler, kundenorientierter und nachhaltiger" werde. Die Kapitalerhöhung sei dabei ein wichtiger Schritt zum Ausstieg aus den staatlichen Finanzhilfen.
Der MDAX-Konzern kündigte zugleich ein Gewinnziel für 2024 an, wenn die Luftfahrt nach Brancheneinschätzung das Vorkrisenniveau wieder erreicht. Die bereinigte operative Marge soll dann mindestens acht Prozent vom Umsatz erreichen, die Kapitalrendite mindestens zehn Prozent. Damit unterstreicht das Management, dass es fest von einer Erholung des in der Pandemie weitgehend eingebrochenen Geschäfts ausgeht. Im Juni werde die Passagierzahl 30 Prozent des Vorkrisenniveaus erreichen, im Juli etwa 45 Prozent und im August rund 55 Prozent. Durchschnittlich werde eine Angebotskapazität von 40 Prozent im Gesamtjahr erreicht.
Um profitabel zu werden, muss die Lufthansa die Kosten stark senken. "Neben der Senkung der Kosten ist die Lufthansa Group fest entschlossen, ihre Transformation zu beschleunigen, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen und Chancen für profitables Wachstum zu nutzen", erklärte der Konzern. Die Airline-Gruppe will dafür noch stärker umbauen, was mit weiterem Personalabbau einhergeht. Gut die Hälfte der 3,5 Mrd. Euro Kostensenkung sollen durch niedrigere Personalkosten erreicht werden. Davon sei etwa die Hälfte durch die Trennung von fast 26.000 Mitarbeitern seit Ausbruch der Krise schon erreicht.
In Deutschland soll die Beschäftigtenzahl wie schon angekündigt um weitere 10.000 sinken, sodass insgesamt noch rund 100.000 Mitarbeiter bleiben. Dazu will die Lufthansa Tarifestandards senken, Arbeitnehmer zum freiwilligen Ausscheiden bewegen, aber auch betriebsbedingte Kündigungen aussprechen. Die Gewerkschaften hatten in der Coronakrise bereits Zugeständnisse gemacht, zuletzt der Lufthansa aber Tarifflucht vorgeworfen,