Produktion am Standort im Burgenland nicht mehr profitabel © APA - Austria Presse Agentur

Der oberösterreichische Faserhersteller Lenzing wird die Produktion an seinem Standort in Heiligenkreuz im Südburgenland wohl zurückfahren müssen. Aufgrund der hohen Gaspreise sei es derzeit nicht möglich, dort profitabel zu produzieren, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Freitag im Gespräch mit der APA. Zwei der drei Produktionslinien sollen heruntergefahren werden. Beim AMS wurde bereits Kurzarbeit angemeldet.

In welchem Ausmaß tatsächlich reduziert und die Kurzarbeit in Anspruch genommen werden muss, sei vor allem von der weiteren Entwicklung der Gas- und Strompreise in den kommenden Tagen abhängig, hieß es. Die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich zwei Produktionslinien heruntergefahren werden müssen, sei aber "sehr groß".

Der Standort in Heiligenkreuz ist von Gas abhängig und soll nun auf andere Energiequellen umgestellt werden, um ihn "langfristig retten zu können", betonte der Unternehmenssprecher. Diesbezüglich gebe es auch Gespräche mit Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) und der Burgenland Energie. Angestrebt werde eine Versorgung mit Photovoltaik und Biomasse.

Doskozil bekräftigte aus diesem Anlass am Freitag seine Forderung nach einem Energiepreisdeckel. "Wenn der Bund nicht bald eine Entlastungslösung vorlegt, wird das dramatische Auswirkungen auf unsere Betriebe und den Arbeitsmarkt haben", betonte er in einer Aussendung. Schon seit mehreren Wochen arbeite man mit Lenzing an alternativen Energielösungen. "Das Land ist zu jeder machbaren Kraftanstrengung bereit, um den Standort von Lenzing in Heiligenkreuz zu stärken und die damit verbundenen Arbeitsplätze langfristig abzusichern", so Doskozil.

Die geplanten Maßnahmen für das Unternehmen umfassen laut Burgenland Energie eine Dach-Photovoltaikanlage und ein Biomasse-Kraftwerk am Standort sowie eine teilweise Versorgung durch die geplante Flächen-Photovoltaikanlage in Güssing, für die nach Angaben von Doskozil bereits die Bewilligung vorliegt. Die Burgenland Energie betonte außerdem, dass Lenzing bisher nicht ihr Kunde war - man biete aber allen Unternehmen im Burgenland an, gemeinsam Lösungen für die Energieproduktion zu finden.

Christoph Matznetter, SPÖ-Wirtschaftssprecher im Bund, warf der Regierung "Versäumnisse und Untätigkeit" in der Energiekrise vor und sah den "Wirtschafts- und Industriestandort Österreich" gefährdet. Es gebe noch keine Hilfen für Betriebe, die wegen der hohen Stromkosten in Not geraten sind, weil die Gesetze noch nicht finalisiert seien, so Matznetter. FPÖ-Chef Herbert Kickl wetterte in einer Aussendung erneut gegen die Sanktionen gegen Russland, durch die die Energiepreise weiter steigen würden. Das Lenzing-Werk sei "ein weiteres prominentes Sanktions-Opfer", meinte er.