Online-Lebensmittellieferdienste erleben in Österreich starken Zuzug © APA - Austria Presse Agentur

Die bald zwei Jahre andauernde Coronapandemie sorgt dafür, dass viele Händler ihre physische Expansion drosseln und stattdessen in ihre Onlinestores investieren. 2020 sind nur neun internationale Händler neu in den österreichischen Markt eingetreten, heuer waren es 22. Früher haben teils über 30 ausländische Labels in einem Jahr in Österreich Fuß gefasst.

Walter Wölfler vom Immobilienberater CBRE ortet insbesondere einen Trend bei Onlinelieferdiensten, E-Mobilität sowie im Diskont- und Luxusbereich. "Die Schere geht viel weiter auf, die Mitte tut sich schwer", sagte Wölfler, der bei CBRE für das Einzelhandelsgeschäft in Österreich und CEE zuständig ist, im APA-Gespräch.

Hat es früher vor allem internationale Händler aus den Bereichen Mode und Bekleidung nach Österreich gezogen, so kommen nun vermehrt Konzepte aus anderen Branchen. Einen starken Zuzug gibt es bei Online-Lebensmittellieferdiensten. Mit Flink, Jokr und mjam market sind allein heuer drei neue Anbieter auf den heimischen Markt gekommen.

Auch expansionshungrige und gut finanzierte Start-ups wie Gorillas oder Getir wollen den Schritt nach Österreich wagen. "Die mieten sogenannte Dark Stores, Läden im Erdgeschoß in B- und C-Lagen, von wo aus sie die Kunden beliefern. Viele werben damit, in zehn Minuten zu liefern, das gelingt nur mit vielen Standorten", sagte Wölfler. Die coronabedingten Gastroschließungen hätten den Markteintritt solcher Anbieter beschleunigt. In Wien und Umgebung baut der Online-Supermarkt Gurkerl.at weiter aus, zudem sind Zusteller wie Alfies, mjam und Hausfreund aktiv.

Auch klassische Gastronomie-Konzepte zieht es weiterhin nach Österreich. Einen regelrechten Hype habe der neue Standort der US-Burgerkette Five Guys am Graben in Wien ausgelöst. Neu sind auch Royal Donuts oder Freddy Fresh Pizza.

Neue Namen gibt es auch im Diskontbereich. Die polnische Billig-Kette Pepco sowie die Diskont-Modekette HalfPrice haben den ebenfalls aus Polen stammenden Schuhhändler CCC ersetzt. Auf der anderen Seite sind Händler im Luxusbereich wie Balenciaga oder Isabel Marant neu in den österreichischen Markt eingetreten. "Primelagen sind nach wie vor sehr gesucht", so Wölfler.

Dünner werde die Luft für klassische Modehändler, die weder den Diskont- noch den Luxusbereich abdecken. Auch das klassische Schuhangebot sei zurückgegangen, wenngleich die "Sneaker-Welle" nach wie vor rolle, wie Wölfler einräumte.

Potenzial sieht der Handelsexperte für Konzepte aus der E-Mobilität. Heuer haben mit der Luxuselektromarke Polestar und dem E-Bike-Anbieter Qwic zwei Firmen aus diesem Bereich den Markteintritt in Österreich gemacht.

"Für 2022 ist wieder einiges in der Pipeline." Bereits fix ist etwa das international tätige Möbelhaus Natuzzi Italia, das im März seinen ersten Flagship-Store in Wien eröffnen möchte.