Die Zeichen stehen auf Erholung © APA - Austria Presse Agentur

Österreichs Wirtschaft erholt sich nach der Corona-Krise im Vorjahr und schwenkt auf einen soliden Wachstumskurs ein, so das Institut für Höhere Studien (IHS) in seiner Mittelfristprognose mit dem Titel "Die Wirtschaft überwindet den Corona-Schock". In den Jahren 2021 bis 2025 erwartet das IHS ein Plus des realen Bruttoinlandsprodukts von im Schnitt 2,5 Prozent pro Jahr. Wirtschaftspolitisch sei jetzt kein Sparpaket, aber ein zukunftsorientierter Reformkurs notwendig.

Nach dem tiefen Einbruch von minus 6,3 Prozent in Folge der Corona-Pandemie im Vorjahr hat die Konjunktur heuer wieder Fahrt aufgenommen. Nach einer kräftigen Erholung in den Jahren 2021 (3,4 Prozent) und 2022 (4,5 Prozent) soll die heimische Wirtschaft weiter solide wachsen. Für die Jahre 2023 bis 2025 werden Zuwächse von 1,8 Prozent, 1,4 Prozent und nochmals 1,4 Prozent erwartet.

Die Arbeitslosigkeit dürfte bis 2025 auf das Vorkrisenniveau von 7,5 Prozent sinken, die Inflation auf 2,2 Prozent steigen. "Insgesamt sollte damit die österreichische Wirtschaftsleistung annähernd mit dem gleichen Tempo wie im Euroraum zulegen", so das IHS. Nach Überwindung der Krise sollte die wirtschaftspolitische Strategie auf die Stärkung der Wachstumskräfte und die Bekämpfung des Klimawandels abzielen.

"Man braucht kein großes Konsolidierungsprogramm, um wieder auf einen nachhaltigen Budgetkurs zu kommen", sagte IHS-Prognosechef Helmut Hofer bei der Erläuterung der Prognose im Rahmen einer Online-Pressekonferenz am Mittwoch. Statt einem "Sparpaket" tritt das IHS für Reformen ein: Der Staat müsse von Nothilfemaßnahmen zu einem Reformkurs kommen. Österreich sollte stärker die Bereiche Ausbildung, Forschung und Entwicklung fördern und sich insbesondere den Problemen von Jugendlichen zuwenden, die kurz vor dem Berufseinstieg stehen und infolge der Coronakrise potenziell nachteilige Effekte in ihrer Bildung erlitten haben. "Es gibt gröbere Kompetenzprobleme bei den wenig Qualifizierten", erklärt Hofer, das habe vor allem mit ihrem Bildungshintergrund und auch mit Migration zu tun. "Hier wäre verstärkte Aufbauarbeit notwendig".

Die Lage der öffentlichen Haushalte bleibt von den Folgen der Coronakrise geprägt. Nach einem Budgetdefizit von 8,9 Prozent des BIP im Jahr 2020 werde sich die Situation nun durch die Belebung der Wirtschaft wieder deutlich entspannen. "Die Reduktion des Defizits wird im Wesentlichen durch das Wiedererstarken des Wirtschaftswachstums nach der Überwindung der Pandemie getragen sein; stützend wirkt auch das äußerst günstige Zinsniveau", heißt es dazu in der Mittelfristprognose. Ausgehend von einem Defizit von 7,4 Prozent des BIP im laufenden Jahr könnte das Defizit bis zum Jahr 2025 auf 1,2 Prozent des BIP sinken. In dieser Vorschau sei die im Regierungsprogramm angekündigte ökosoziale Steuerreform bzw. eine Senkung der Arbeitsbesteuerung nicht berücksichtigt, weil es dazu bisher keine konkreten Angaben gebe, erklärt Hofer.

Im Jahr 2020 gab der Bund rund 14,4 Mrd. Euro für die Krisenbewältigung aus. Bis zum 15. Mai beliefen sich die Ausgaben des Bundes für das Jahr 2021 auf 6,7 Mrd. Euro. Österreich habe von seiner guten budgetäre Ausgangsposition profitiert, so Hofer. "Man muss schon schauen, dass man auf diese gute Ausgangsposition zurückkehrt und Maßnahmen setzt, dass sich die Schuldenquote wieder reduziert". Daher brauche man Reformen, auch im Pensionsbereich.

Auf die Entwicklung des Produktionspotenzials verwies IHS-Ökonom Klaus Weyerstrass: Die demografische Entwicklung werde sich in den nächsten Jahren verstärkt in einem Mangel an ausgebildeten Fachkräften bemerkbar machen, denn die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sinkt. Dem negativen Effekt auf das Produktionspotenzial wirke das bald steigende Pensionsalter bei den Frauen dämpfend entgegen.

Die Inflation zieht heuer an, die letzten Werte lagen bei 2,8 Prozent. In seiner Prognose setzt das IHS die Inflation mit 2,2 Prozent an, sie könnte auch etwas stärker ausfallen. Der jüngste Anstieg sei aber wohl ein "temporäres Phänomen", da Energie und Rohstoffe jetzt die Preise treiben. Das dürfte sich im Prognosezeitraum deutlich abschwächen. Auch der Lohndruck dürfte relativ gering ausfallen. Gewisse preistreibende Impulse werden aber von den Maßnahmen gegen die Klimakrise erwartet.

Die Arbeitslosigkeit sei nach dem starken Einbruch in der Coronakrise bereits merklich zurückgegangen. Sie soll bis 2022 etwa 8 Prozent betragen und bis Ende des Prognosezeitraums, also bis 2025, etwa das Vorkrisenniveau von 7,5 Prozent erreichen. Dabei bestehe die Gefahr, dass der "Mismatch" weiter steige, das heißt dass die Unternehmer andere Qualifikationsanforderungen für ihre freien Stellen haben, als die Arbeitslosen besitzen. Die starke Ausweitung der Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik solle dem entgegenwirken und eine steigende Langzeitarbeitslosigkeit verhindern.

Einen Beitrag zum Wachstum soll auch der EU-Aufbauplan liefern, das europäische Konjunkturprogramm zur Anregung von Investitionen im Bereich Digitalisierung, Ökologisierung und Bildung. Die österreichische Regierung hat einen Plan mit Maßnahmen im Umfang von 4,5 Milliarden Euro vorgeschlagen, der EU-Beitrag werde mit 3,5 Milliarden Euro gedeckelt sein. Das österreichische BIP werde laut IHS-Prognose dadurch jährlich um einen gewissen Anteil erhöht, im Jahr 2022 um 0,41 Prozent und im Jahr 2025 dann schon um 0,9 Prozent. Weiters gebe es auch Beschäftigungseffekte und zusätzliche Steuern, erläuterte IHS-Chefökonom Michael Reiter. Außerdem dürfte der EU-Plan in anderen EU-Ländern stabilisierend sein und dadurch auch den österreichischen Außenhandel indirekt fördern.