Die IEA fordert vermehrte Anstrengungen © APA - Austria Presse Agentur

Die bisher geplanten Maßnahmen zur Einhaltung der Klimaziele reichen bei weitem nicht aus. Zu diesem Schluss kommt ein aktueller Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) anlässlich der bevorstehenden UN-Klimakonferenz in Glasgow. Um das Ziel der Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen, müssten sich die weltweiten Investitionen in saubere Energie und Infrastruktur in den nächsten zehn Jahren mehr als verdreifachen.

Die IEA hat drei Szenarien zur Entwicklung der CO2-Emissionen bis 2050 durchgerechnet. Dem ersten Modell liegen die bisher umgesetzten und geplanten Klimaschutzmaßnahmen zugrunde, im zweiten Modell werden die darüber hinaus von Regierungen anvisierten Maßnahmen einberechnet. Das dritte Szenario zeigt, welche Maßnahmen notwendig wären, um bis zur Mitte des Jahrhunderts weltweit Netto-Null-Emissionen zu erreichen und die Erderwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten.

Mit den bisher umgesetzten und geplanten Maßnahmen würde die bis 2050 zusätzlich benötigte Energie fast zur Gänze grün produziert werden. Die jährlich ausgestoßenen Abgase blieben damit bis 2050 jedoch auf dem gleichen Niveau auf dem sie sich heute bewegen und die weltweite Durchschnittstemperatur würde bis Ende des Jahrhunderts um 2,6 Grad Celsius steigen und die Erde sich danach weiter erhitzen.

Würden zusätzlich zu den bisher gesetzten auch alle von Regierungen anvisierten Maßnahmen rechtzeitig und in vollem Ausmaß realisiert, hätte das zur Folge, dass die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen bis 2025 ihren Höhepunkt erreichen würde und die jährlichen CO2-Emissionen bis zur Jahrhundertmitte um 40 Prozent abnehmen würden. Die Erde würde sich bis 2100 um 2,1 Grad Celsius erwärmen, und auch danach würden die durchschnittlichen Temperaturen weiter steigen.

Um bis 2050 weltweit CO2-Neutralität zu erreichen, müssten die Investitionen in saubere Energie und Infrastruktur allein in den nächsten zehn Jahren auf rund 4 Billionen US-Dollar (rund 3,5 Billionen Euro) verdreifacht werden, so IEA-Chef Fatih Birol. Von den zusätzlichen Geldern müssten rund 70 Prozent in Entwicklungs- und Schwellenländer fließen. Derzeit wird nicht genug Geld investiert, um die zukünftige Nachfrage nach Energie zu decken. Die daraus entstehende Unsicherheit könnte langfristig zu Turbulenzen auf den globalen Energiemärkten führen, etwa starke Preisanstiege oder Versorgungsengpässe.

Immerhin 40 Prozent der zusätzlich notwendigen Investitionen würden sich jedoch "selbst bezahlen", heißt es im Bericht: Dabei gehe es beispielsweise um Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz oder darum, ungeplante Gasaustritte zu verhindern. Außerdem brauche es doppelt so viele Wind- und Solaranlagen wie bisher von Regierungen anvisiert. Das Ziel der CO2-Neutralität biete darüber hinaus enorme wirtschaftliche Möglichkeiten: So zum Beispiel neue Märkte für Windturbinen, PV-Anlagen, Batterien und Brennstoffzellen.