Der neue ÖHV-Chef wünscht sich weniger Lohnsteuern und raschere Hilfen © APA - Austria Presse Agentur

Das dritte Corona-Jahr ist für den Tourismus erneut mit vielen Hindernissen gestartet. Die rollende Omikron-Welle und die Einstufung Österreichs als Hochrisikoland in Deutschland haben die Buchungslage massiv belastet. Hinzu kommen ein akuter Mitarbeitermangel in allen Bereichen der Hotellerie und hohe Personalkosten. Der neue ÖHV-Präsident Walter Veit fordert von der Politik, dass Staatshilfen rascher ausbezahlt und die Lohnnebenkosten gesenkt werden.

Veit hat die langjährige Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung, Michaela Reitterer, Mitte Jänner abgelöst. Reitterer gab das Amt turnusmäßig nach drei beendeten Amtszeiten - insgesamt neun Jahren - an ihren bisherigen Vizepräsidenten ab.

"Die Lage ist sehr angespannt", sagte Veit am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Zum Jahresstart 2022 lag die Auslastung der Hotels laut einer Umfrage des ÖHV unter seinen Mitgliedern erneut deutlich unter dem Niveau in Vorkrisenzeiten. Waren es im Jänner 2019 vor der Coronakrise noch 72 Prozent, so sind es heuer nur noch 34 Prozent. Auch für die kommenden beiden Monate sieht es nicht rosig aus. Im für den Tourismus wichtigen Februar dürfte die Auslastung laut den Erwartungen der 672 befragten Teilnehmer 47 Prozent betragen (vor Corona: 81 Prozent) und im März 43 Prozent (vor Corona: 73 Prozent).

Dabei sei die deutsche Einstufung Österreichs als Hochrisikogebiet, die erst vergangenes Wochenende erfolgte, noch nicht berücksichtigt. Bleibe diese aufrecht, fielen wegen der aktuellen Quarantäneregelungen für Kinder die buchenden Familien quasi gänzlich weg, so Veit. Dann könnte die Auslastung in den beiden kommenden Monaten bis auf 20 bis 30 Prozent sinken. "Das sind Auslastungszahlen, die uns verdammt weg tun", betonte Veit.

Dennoch will die ÖHV eine weitere Schließung der Hotellerie tunlichst vermeiden. Die Sicherheit in den Hotels sei gegeben, so Veit. Darüber hinaus gehe es darum, die Mitarbeiter im Betrieb zu halten. Bereits jetzt seien 4 Prozent der Hotels coronabedingt immer noch oder schon wieder geschlossen und für weitere 11 Prozent stehe eine Schließung im Raum, geht aus der Umfrage in der gehobenen Hotellerie hervor.

Gleichzeitig herrscht in den offenen Betrieben bereits jetzt Mitarbeitermangel. Rund 15 Prozent der Stellen seien in der bisherigen Wintersaison unbesetzt, etwa 6 Prozent der Mitarbeiter waren in Quarantäne oder erkrankt. In Folge geben 38 Prozent der Hoteliers an, ihr Angebot für die Gäste einschränken zu müssen. Meist geht es dabei um die Gastronomie, also dass ein dem Hotel angeschlossenes Restaurant nicht geöffnet hat oder nur Frühstück anbietet.

"Das Wichtigste ist, dass wir die Leute in der Branche halten, damit sie nicht weggehen", so Veit. Dafür müsse offengehalten werden, sonst würden sich die Mitarbeiter rasch umorientieren. Zudem sei die ungleiche Verteilung der Arbeitslosen in Österreich ein Hindernis. "Ich verstehe nicht, warum es nicht möglich ist, ungebundene junge Menschen dazu zu bewegen im Westen zu arbeiten", sagte Veit.

Um mehr Mitarbeiter in die Hotellerie zu locken, will die ÖHV unter anderem die Ausbildung durch ein Weiterbildungsprogramm für die Lehrmeister weiter verbessern. Darüber hinaus brauche es flexiblere Kinderbetreuung für Mütter, die gerne in der Branche arbeiten wollten, für die jedoch die flexiblen Arbeitszeiten im Tourismus zum Problem werden.

Auch bei den Löhnen herrsche durchaus Verhandlungsspielraum für die Angestellten, um noch weiter mit den Löhnen nach oben gehen zu können, brauche es jedoch Entlastungen bei der Lohnsteuer. "Wir brauchen eine massive Entlastung bei der Dienstleistungsbranchen", so Veit. Die Lohnkosten in hochpreisigen Hotels würden mittlerweile 45 bis 50 Prozent ausmachen. Die Lohnsteuer müsse "komplett neu aufgesetzt werden und weg von der Arbeitskraft". Nur dann könne man bei den Löhnen weiter drauflegen.

Zudem ließen die Staatshilfen oft zu lange auf sich warten. Ein Großteil der Fälle sei von der Cofag zwar "vorbildlich abgewickelt worden", so Veit. Aber: Rund 68 Prozent der Hotelbetriebe hätten derzeit noch offene Anträge. Zudem betrage die durchschnittliche Wartezeit auf Hilfen nach der Antragstellung rund 20 Wochen. Durchschnittlich sei bei den Betrieben ein Anspruch von 400.000 Euro offen. "Da geht es um ein halbes Jahr und um richtig viel Geld. Wir waren erstaunt, dass es so viel ist", so Veit. Die Betriebe bräuchten das Geld aber dringend und rasch.

Zu dem jüngsten Fall einer Apres-Ski-Party in Kitzbühel äußerte sich der neue ÖHV-Präsident sehr kritisch. Man distanziere sich "ganz strikt" von solchen Aktionen. Derartiges Verhalten schade der gesamten Branche und bringe diese in Verruf. Die ÖHV sei in der Causa für volle Härte und dafür, dass erhaltene Staatshilfen von dem Lokalbetreiber zurückgezahlt werden sollen. Das besagte Lokal in Kitzbühel habe laut der EU-Beihilfentransparenzdatenbank 137.000 Euro an Hilfsgeldern bekommen.