Vor 30 Jahren wurden die ersten SIM-Karten ausgegeben © APA - Austria Presse Agentur

Der Mobilfunkanbieter H.O.T. startet am 20. September mit dem Angebot "eSim" und nützt dabei die vorinstallierten SIM-Chips in Handys, Tablets und Smartwatches. Die Vorteile für die Kunden laut H.O.T.-Chef Michael Krammer: Er kann mehrere Nummern auf einem Endgerät nutzen und einfach zwischen diesen wechseln, er hat günstige Alternativen beim Datenroaming und der Natur bleiben die Sim-Karten erspart. Weltweit befinden sich davon derzeit 4,8 Milliarden Stück im Umlauf.

Vorinstallierte Sim-Chips werden seit 2018 von den großen Handyherstellern verwendet, derzeit gibt es rund 35 Mobiltelefone, 10 Tablets und zahlreiche Smartwatches, die diese Technologie anbieten. Zehn Prozent der H.O.T-Kunden hätten ein eSim-taugliches Endgerät. Ob das eigene Handy eSim anbietet, kann auf der H.O.T.-Homepage überprüft werden. Wer sich dann für eSim entscheidet benötigt lediglich fünf Minuten um sich online zu registrieren, verspricht Krammer. Das Angebot gilt für Bestands- wie Neukunden, der Umstieg oder die Neuanmeldung kosten 1,99 Euro.

Bis zu fünf Nummern gleichzeitig können beispielsweise bei iPhones genutzt werden, für jede Nummer ist allerdings ein Tarif notwendig, erinnerte Krammer heute Dienstag vor Journalisten. Und er zeigte auf, welche Auswüchse die Globalisierung der IT-Lieferketten hat: Die herkömmlichen Plastik-SIM-Karten werden - laut Krammer so wie überall in der Branche - über einen großen Kartenanbieter gekauft, der diese in China bestellt. Nach der Fertigung kommen sie - im Fall von H.O.T. - zum Anbieter nach Deutschland, dort erfolgt die Qualitätskontrolle. Dann geht es weiter in ein Land außerhalb der EU, wo die Karten verkaufsfertig verpackt werden. Von dort kommen sie zu H.O.T nach Wien und von dort weiter zu den Hofer-Filialen.

Bei Handys bemerkt Krammer übrigens eine positive Entwicklung hin zu mehr Umweltschutz: Es gebe einen klaren Trend zu runderneuerte, gebrauchte Handys ("refurbished"), insbesondere im höherpreisigen Segment.

Der ehemalige tele.ring-Chef und Rapid-Präsident blickte heute zufrieden auf einen stetig steigenden Kundenanstieg zurück. Mittlerweile hat H.O.T., das kein eigenes Mobilfunknetz betreibt und seine Produkte online und über den Lebensmitteldiskonter Hofer anbietet, einen Marktanteil von 7,6 Prozent, bei Wertkarten gar von einem Drittel vom Gesamtmarkt. Heuer wurden 111.000 Neukunden verzeichnet, insgesamt hat H.O.T. derzeit 1,16 Millionen Kunden in Österreich, dazu kommen 115.000 in Slowenien. Laut eigenen Umfragen würden 60 Prozent der Neukunden auf Grund von Weiterempfehlungen zu H.O.T. wechseln.

Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen im Sommer und die damit zurückgekehrte Lust der Österreicherinnen und Österreicher auf Urlaub am Meer hat sich deutlich im Roaming niedergeschlagen. So stieg der Datenverbrauch von 689 MB pro Nutzer innerhalb eines Jahres auf heuer 1.035 MB. Auffallend dabei laut Krammer: Die Nutzung ist die gleiche wie zu Hause, sogar noch ein wenig mehr.

Mit seinen Kunden hat Krammer jedenfalls weit mehr Freude als mit der EU-Kommission und dem EU-Rat. Hintergrund ist die Neuregelung der Großhandelspreise für das Roaming in der EU ("Roam like at Home"), die derzeit und auch künftig viel zu hoch seien, so Krammer. Lob gab es hingegen für das EU-Parlament, dass sie für deutlich niedrigere Gebühren einsetzt. "Man erkennt wer hier wen vertritt - das Parlament die Bürger, der Rat und die Kommission die Konzerne", sagte er am Dienstag in Anspielung auf die Deutsche Telekom, Orange und Telefonica, die eigene Netze betreiben.

Während zahlreiche Betriebe über einen Facharbeitermangel klagen, sieht Krammer bei seiner Firma keinen Grund dazu. "Wir werden nicht nur von unseren Kunden weiter empfohlen, sondern auch von unseren Mitarbeitern", sagte er. Mit Home-Office habe man hervorragende Erfahrungen gemacht, derzeit gebe es die Regelung: Zwei Tage Heimarbeit, drei Tage im Büro.

Krammer, um klare Aussagen nie verlegen, legte heute auch dar, was er derzeit vom neuesten Mobilfunkstandard 5G hält. "Wir bemerken keinen Unterschied beim Kundenerlebnis" sagte er in Relation zu 4G. Auch ein aktueller Netztest würde zeigen, dass 5G nur unwesentlich schneller ist als die Vorgängergeneration.