Der Feuerwehrausrüster Rosenbauer hat heuer im ersten Halbjahr Verluste geschrieben, blickt aber trotz des schwierigen Gesamtumfelds zuversichtlich in die Zukunft. Dabei setzt das Unternehmen mit Sitz in Leonding (OÖ) auf Elektromobilität und gute Geschäfte in Amerika. "Bis 2030 wollen wir 50 Prozent unserer Fahrzeuge mit alternativen Antrieben verkaufen", sagte der neue Firmenchef Sebastian Wolf, der CEO Dieter Siegel per 1. August abgelöst hat, am Freitag in Wien.

Auf der Branchenmesse Interschutz in Hannover, die im Juni erstmals seit 2015 wieder stattfand, präsentierte Rosenbauer bereits Prototypen von E-Feuerwehrautos. "Heuer wollen wir zehn Fahrzeuge verumsatzen, 2023 wollen wir 40 bauen", umriss Siegel den kurzfristigen Plan. In den USA sei bereits das erste Elektrofahrzeug in Los Angeles verkauft worden. Ein weiteres kaufte der Indianerstamm Navajo, der in einem Reservat so groß wie Bayern lebt. "2015 gab es noch kein einziges Elektrofahrzeug auf der Interschutz", betonte Wolf. Der Rosenbauer-Prototyp "Panther electric" soll 2024 vertriebsfertig sein.

Der Konzernumsatz soll sich bis 2030 auf 2 Mrd. Euro verdoppeln. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll bis dahin auf 140 Mio. Euro anwachsen - 2021 hatte sich das operative Ergebnis noch von 57,7 auf 35 Mio. Euro fast halbiert, heuer im ersten Halbjahr schlug ein operativer Verlust von 23,2 Mio. Euro zu Buche, netto waren es 11,7 Mio. Euro. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres war noch ein Betriebsgewinn von 11,8 Mio. Euro erzielt worden, netto waren es 7,4 Mio. Euro.

An den ursprünglichen Zielen für das Gesamtjahr 2022 hält das Management dennoch fest - bis Jahresende will Rosenbauer operativ zurück in die Gewinnzone und einen Umsatz von 1 Mrd. Euro einfahren. "Im zweiten Quartal haben wir den Aufholprozess bereits gestartet", sagte Wolf. Im vierten Quartal gebe es gewöhnlich sehr viele Auslieferungen. Die Situation sei aber "durchaus angespannt, was die Ertragslage betrifft".

Aktuell bremsen Materialengpässe infolge der Verwerfungen der internationalen Lieferketten und die hohe Inflation den Fahrzeughersteller aus. "Jetzt haben wir die Situation, dass wir volle Auftragsbücher haben und Produktivitätsverluste durch fehlende Teile", erklärte der CEO. Das Hauptthema seien die ausbleibenden Lieferungen von Kabelsträngen, die normalerweise von der Firma Leoni in der Ukraine kommen.

Es fehlt aber auch an Mikrochips und Motoren. "Hier haben wir aktuell Lieferzeiten von 100 Wochen, das heißt wir haben hier massive Verzögerungen", berichtete der Unternehmenschef. Auf Fahrgestelle muss Rosenbauer derzeit zehn bis zwölf Wochen warten, früher waren es sechs bis sieben Wochen. In weiterer Folge haben sich auch die Lieferzeiten des Herstellers auf 14 bis 16 Monate erstreckt. "Das heißt, die Durchlaufzeiten haben sich durch die schwierige Lieferkettensituation um zwei Monate verlängert."

Aufgrund der Lieferkettenstörungen hat sich der Orderbestand per Ende Juni gegenüber dem Vorjahresstichtag von 1,1 auf 1,3 Mrd. Euro aufgetürmt. "Wir konnten also nicht so viel rausbringen, wie geplant", räumte der neue CEO ein. Der Auftragseingang legte von 488,2 auf 581,4 Mio. Euro zu. "Wir haben sicher genug Arbeit", strich Wolf heraus.

Bisher fertigte Rosenbauer ausschließlich im Auftrag, nun stellt das Unternehmen auch sogenannte Vorratsfahrzeuge her - in den USA, wo der Vertrieb anders als in Europa über Händler erfolgt, gibt es bereits gut 60 Fahrzeuge in petto, in Europa sind es den Angaben zufolge 17. Mehr wäre riskant, denn die Fahrzeuge würden sehr individuell bestellt.

Unfreiwillig auf Halde hat Rosenbauer rund 50 Fahrzeuge auf Holzgestellen in Leonding stehen - gewartet wird auf das Fahrgestell. "Das ist sehr, sehr viel und unüblich", hielt Wolf fest. Rosenbauer versucht zunehmend Fahrgestelle selbst herzustellen - für das Flughafenlöschfahrzeug Panther geschehe dies bereits seit 2014, in Leonding.

Corona ist vorerst kein Thema mehr: "Die Situation, dass wir keine Kundenabnahmen machen können wegen Covid, ist erledigt." In den USA gab es 2021 einen finanziellen Sondereffekt in Form von Coronahilfen in Höhe von 8 Mio. Euro, in Österreich bekam Rosenbauer in erster Linie Hilfe in Form der Kurzarbeit. "Aber wir waren relativ kurz in Kurzarbeit, da bewegen wir und bei etwa 1 Mio. Euro", sagte Wolf.

Die im Zuge der Coronapandemie entstandenen Lieferkettenprobleme sind bereits seit gut eineinhalb Jahren virulent. "Die Ukraine ist dann noch dazu gekommen und hat den Druck weiter erhöht", so der Rosenbauer-Chef. Die Situation sei davor schon schwierig gewesen.

An der Preisfront gibt es teils große Probleme. "Wir haben einen sehr guten Auftragseingang aus den Heimmärkten Zentral- und Osteuropa sowie Nordamerika." Doch in anderen Regionen wie dem Mittleren Osten, Asien und Afrika könnten die Kunden "mit Preiserhöhungen" infolge der in Europa hochfliegenden Inflation "nichts anfangen". Gegenüber lokalen Mitbewerbern habe Rosenbauer einen Nachteil. Aufträge von dort bleiben aus. 80 bis 90 Prozent der Aufträge schließt Rosenbauer zu einem Fixpreis ab. Das Dilemma: "Viele Lieferanten sagen den Preis erst bei Lieferung."

Und auch der Hoffnungsmarkt USA, der heuer im ersten Halbjahr bereits fast ein Drittel (31 Prozent) des Gesamtumsatzes von 429,7 Mio. Euro stellte, verursachte heuer zunächst einmal hohe Kosten: Der Kauf der US-Minderheitenanteile, 50 Prozent, an der Rosenbauer America ließ sich das Unternehmen rund 70 Mio. Euro kosten, wie der CEO zur APA sagte. Das muss noch verdaut werden. Die Nettoverschuldung per Ende Juni stieg im Jahresabstand von 345,3 Mio. auf 428,9 Mio. Euro. Nordamerika sei mit einem Beschaffungsvolumen von über 6.000 Fahrzeugen im Vorjahr der weltweit größte Feuerwehrmarkt. Und das Geschäft sei dort profitabel.

Auf einen eventuellen Gasstopp hat sich Rosenbauer mit einem verringerten Verbrauch vorbereitet. Dieser sei seit 2020 um rund 35 Prozent von 20.000 auf 13.000 MWh reduziert worden. Dazu beigetragen habe beispielsweise der Anschluss ans Fernwärmenetz am Hauptstandort. Einen hohen Energieverbrauch hat Rosenbauer etwa in der Lackieranlage. "Das Problem bei einem Gasstopp wäre nicht im Haus, sondern, dass unsere Zulieferer und somit wieder die Lieferketten zum Erliegen kämen", erklärte Wolf. Sollte auch Rosenbauer seine Produktion einstellen müssen, würde das Unternehmen "in so einer Situation wahrscheinlich zwei bis drei Wochen weiterarbeiten können". Wolf geht aber davon aus, dass es dann wieder staatliche Hilfen geben würde wie für Corona, "dass man da auf europäischer Ebene Lösungen finden wird". "Ich habe aber das Vertrauen und die gute Hoffnung, dass das nicht passiert und unsere Gasspeicher ausreichen werden."

Rosenbauer hält laut Eigenangaben weltweit einen wertmäßigen Marktanteil bei Löschfahrzeugen von 14,5 Prozent - pro Jahr werden insgesamt rund 20.000 Fahrzeuge verkauft. Bei Flughafenlöschfahrzeugen erreiche der Marktanteil sogar rund 30 Prozent. Ein Feuerwehrauto koste bei Rosenbauer zwischen 250.000 und 1 Mio. Euro, im Schnitt ergebe sich ein Preis von 350.000 bis 400.000 Euro.

(APA)