Der Kauf des Selfridges-Anteils durch Signa war der größte Deal 2021 © APA - Austria Presse Agentur

Während der M&A-Markt (Mergers and Acquisitions) weltweit im Vorjahr einen Boom erlebte, ging es am heimischen Übernahme-Markt 2021 eher gemächlich dahin. Die Zahl der Transaktionen mit österreichischer Beteiligung stieg zwar laut einer Studie des Unternehmensberaters EY von 275 auf 293 Deals an, das Volumen reduzierte sich jedoch um mehr als ein Viertel (27,8 Prozent) von 12,6 Mrd. auf 9,1 Mrd. Euro.

"Insgesamt nähern wir uns wieder langsam dem Vor-Corona-Niveau. Vor allem im vierten Quartal 2021 hatte die hohe Liquidität im Markt und das anhaltende Niedrigzinsumfeld positive Auswirkungen auf den heimischen M&A-Markt", so Eva-Maria Berchtold, Partnerin und Leiterin der Strategie- und Transaktionsberatung bei EY Österreich. Im Gegensatz zu 2020 stieg die Zahl der Deals mit österreichischer Beteiligung um 6,9 Prozent. Im Vorkrisenjahr 2019 gab es allerdings immer noch um 35 Transaktionen mehr als 2021 (293).

Das Volumen wurde zu 70 Prozent von den fünf größten Transaktionen des Vorjahres bestimmt: Den Kauf von 50 Prozent an den Selfridges Kaufhäusern (exkl. kanadischer Standorte) durch die Signa Holding für 2,35 Mrd. Euro, die Übernahme eines 9,92-Prozent-Aktienpakets an der Erste Group durch mehrere Investmentgesellschaften für 1,5 Mrd. Euro, den Kauf von 33,6 Prozent an der CA Immobilien Anlagen AG durch die Starwood-Beteiligungsgesellschaft SOF-11 Klimt CAIS um 1,157 Mrd. Euro, die Übernahme von 80 Prozent der Schur Flexibles Holding durch die B&C Industrieholding um 720 Mio. Euro sowie den Kauf des polnischen Papier- und Kartonwerks Kwidzyn durch die Mayr-Melnhof Karton AG um 703 Mio. Euro.

Transaktionen durch Finanzinvestoren wie Private-Equity- oder Venture-Capital-Firmen nahmen in Österreich weiterhin eine untergeordnete Rolle ein. Nur 17 der knapp 300 getätigten Deals im Vorjahr fanden durch solche Investoren statt, der Rest seien strategische Deals gewesen, heißt es in der Studie.

Das Interesse ausländischer Investoren an heimischen Unternehmen (Inbound) nahm 2021 deutlich zu und stieg von 101 Deals im Jahr 2020 auf 133 Transaktionen an. Die Zahl der Übernahmen ausländischer Firmen durch heimische Unternehmen nahm dagegen leicht von 106 auf 104 ab. Innerhalb Österreichs gab es 2021 mit 56 Deals um 12 Transaktionen weniger als 2020.

Die meisten Käufe fanden im Immobilien-Bereich statt, 2021 wurden in dem Sektor 77 Transaktionen getätigt. Aber auch im Industriebereich (64 Deals) und im Technologiesektor (59) gab es zahlreiche Übernahmen mit österreichischer Beteiligung. Nach Volumen gemessen war dagegen der Handels- und Konsumgütersektor mit 2,4 Mrd. Euro der stärkste Bereich, was vor allem auf den Signa-Kauf von Selfridges zurückzuführen war.

International haben die niedrigen Zinsen und die hohe Liquidität indessen zu einem Rekordwert bei den Unternehmenskäufen geführt. Im Vergleich zum Jahr 2020 zog das weltweite Transaktionsvolumen von 2,93 Billionen Euro auf 5,13 Billionen Euro an, geht aus einer Analyse des Unternehmensberaters Deloitte hervor. Das ist ein Plus von 75 Prozent.

Das dürfte sich positiv auf die Finanzmärkte niederschlagen. "Letztes Jahr wurden weltweit Unternehmen um sage und schreibe 5,13 Billionen Euro gekauft. Die Verkäufer haben Preise realisiert, die es noch nie in dieser Höhe gegeben hat. Diese Erlöse werden 2022 wiederveranlagt werden", so Albert Hannak, Partner bei Deloitte Österreich.

Auch heuer bleibe der internationale M&A-Markt attraktiv, auch wenn die erwarteten Straffungen in der US-Geldpolitik die Dynamik etwas bremsen könnten - insbesondere dann, wenn die US-Notenbank Fed ihre Zinsen nachhaltig erhöhe. Dann steige nämlich auch der Druck auf die europäischen Notenbanken, die Zinsen anzuheben. Zudem könnte eine nachhaltige Straffung der Geldpolitik negativ auf das Wirtschaftswachstum, auf die hohen Börsenbewertungen und damit auf den M&A-Markt wirken.