Jutta Jakobi, bei der Deutschen Messe AG verantwortlich für die Twenty2x © Deutsche Messe AG

Interview mit Jutta Jakobi, bei der Deutschen Messe AG verantwortlich für die Twenty2x, den inoffiziellen Nachfolger der mittlerweile gestoppten, legendären IT-Messe Cebit.

Ob „Des Kaisers neue Kleider“, „Alter Wein in neuen Schläuchen“ oder doch lieber „Wie ein Phönix aus der Asche“ dieses Interview am besten betiteln würde, das wird erst die Zeit zeigen. Letzteres wäre sowohl der deutschsprachigen IT-Branche wie dem Veranstalter jedenfalls sehr zu wünschen. Aber sei es wie es sei, hier geht es um die Gegenwart. Denn die Twenty2x tritt irgendwie in die Fußstapfen der 2018 zum allerletzten Mal veranstalteten Cebit – und irgendwie auch wieder nicht.

Das Konzept ist jedenfalls scharf eingegrenzt: Der Fokus wurde bei der neuen B2B-Messe stark auf kleine Unternehmen, den Mittelstand und Start-ups gelegt. Als Einzugsgebiet sieht man den gesamten DACH-Raum. Diese Zielgruppe nahm zwischenzeitlich natürlich auch die Vorgängerin ins Visier. Als richtigen Nachfolger sieht man das neue Format bei der Deutschen Messe AG in Hannover allerdings nicht. Eben auch, weil Großkonzerne und Big Player nicht zur Zielgruppe zählen. Aber Veranstaltungsort, Termin (abgesehen vom Versuch der sommerlichen Festival-Cebit im vergangenen Jahr) und viele der Inhalte sind dennoch gleich geblieben.

Was sich unter anderem noch geändert hat, das sind die Dimensionen und die Erwartungen: Für die dreitägige Veranstaltung (17. bis 19. März 2020) sind zwei Hallen sowie das Convention Center reserviert, die Deutsche Messe geht von weniger als 100.000 Besuchern aus. Gratis-Tickets zur Steigerung der Teilnehmerzahlen wird es keine mehr geben – wer dabei sein will, muss zahlen.

Jutta Jakobi ist Global Director Digital Business bei der Deutschen Messe AG und verantwortlich für die Twenty2x. Davor war sie auch ab 2012 im Team der Cebit. NEW BUSINESS hat Sie zu den Unterschieden der beiden Messeformate und den Neuerungen im Konzept der „frischgeschlüpften“ Veranstaltungsreihe befragt.

Frau Jakobi, wie gerne oder ungern hören Sie es, wenn von der Twenty2x als Nachfolger der Cebit gesprochen wird?
Die Cebit war eine Institution in der IT-Branche, und das nicht nur in Deutschland. Dass deren Absage nachklingt, ist logisch und dass wir darauf angesprochen werden, ist nachvollziehbar. Umso wichtiger ist es uns, klar zu machen, dass wir mit Cebit abgeschlossen haben. Mit der Twenty2x beginnt eine neue Ära. Dafür bekommen wir übrigens gerade sehr viel Rückenwind und Anerkennung.

Es wurde ja allerhand versucht, um die Cebit zu "retten". Verschiedene Konzepte, Fokus auf Privat- bzw. Business-Besucher, Änderung des Termins, etc. Welche Schlüsse haben Sie daraus für die Twenty2x gezogen?
Wir setzen einen klaren Fokus und versprechen nichts, was wir nicht einlösen können. Wir haben der Twenty2x ein starkes Profil, einen festen Termin in der Mitte der Woche und eine konsequente Ausrichtung auf Besucher aus dem Mittelstand und Startups gegeben.

Was sind in Ihren Augen die größten Unterschiede zwischen der "alten" Cebit und der neuen Twenty2x?
Die Cebit ist gerade nicht unsere Referenzgröße. Wir konzentrieren uns bei der Twenty2x auf die Kernbereiche der geschäftlichen IT-Anwendungen und setzen den Fokus auf Besucher aus kleinen und mittelständischen Unternehmen aus der DACH-Region. Mit zwei belegten Hallen, drei Messetagen und sechs Themenschwerpunkten ist die Twenty2x kompakt und klar strukturiert. Hier finden Entscheider, was sie brauchen. Nur die Essenz, keinen Schnickschnack.

Anders gefragt: Warum sollte jemand aus dem angestrebten Zielpublikum, der die Cebit – und wahrscheinlich andere Messen ebenso – für sich schon abgeschrieben hat, die Twenty2x besuchen?
Es gibt zwei wesentliche Gründe, welche die Beteiligung an der Messe und den Besuch der Twenty2x lohnenswert und rentabel machen. Zum einen ist es für Anbieter im Zuge der Datenschutzgrundverordnung überproportional schwieriger geworden, den Bestandskundenkreis auf legalem, effizientem Weg zu erweitern. Aus Besuchersicht ist es ebenfalls schwieriger geworden, sich über andere Kanäle als dem zweidimensionalen Internet Informationen und Meinungen zu neuen Lösungen zu beschaffen. Hier nimmt die Relevanz der Messe als Informations-, Wissens- und natürlich Networking-Plattform wieder zu. Das bestätigen uns übrigens sowohl Aussteller als auch Besucher, die wir in der Konzeptionsphase befragt haben.
Zum anderen sind es gerade das deutliche Profil und die Konzentration auf die genannten Zielgruppen der Twenty2x, die Ausstellern und Besuchern gleichermaßen eine Win-Win-Situation verschaffen. Wer die Twenty2x besucht, erhält klare und praxisnahe Antworten auf die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen an die jeweiligen Geschäftsprozesse.

Von den Besuchern zu den Ausstellern: Was dürfen sich Unternehmen von der Twenty2x erwarten?
Leads! Das ist unser wichtigstes Ziel, weil es uns genauso von den Ausstellern ins Aufgabenheft geschrieben wurde. Deshalb wurde die Veranstaltung auch wieder in den März verlegt: früher im Vertriebszyklus der Aussteller und früh im Planungszyklus der Besucher.

Zum Abschluss noch eine Frage zum gewählten Namen: Was bedeutet Twenty2x? Der naheliegende Schluss, es geht um das Startjahr bzw. Jahrzehnt (202X), würde ja in zehn Jahren eine Namensänderung erfordern.
Der Name leitet sich in der Tat aus dem Starttermin der Twenty2x ab. Es geht es um die Lösungen, die die unternehmerischen Aktivitäten unserer Besucher ab dem Jahr 2020 beeinflussen werden. Das bezieht natürlich auch die Zeit ab dem Jahr 2030 etc. mit ein.

(Anm. der Redaktion: Zeitgleich mit der Fertigstellung dieses Interviews veröffentlichte die Deutsche Messe AG ebenfalls ein Interview mit Jutta Jakobi, das wir Ihnen als Ergänzung nicht vorenthalten wollen. Sie finden es hier.) (RNF)